Drei grundlegende Innovationen, die im Finanzsektor noch auf uns zukommen


Fintechs revolutionieren die Finanzbranche derzeit von Grund auf. Technologien wie Mobile, Cloud, Big Data und AI kommen zum Einsatz, um die gestiegenen Anforderungen der Kunden zu bedienen. Sie verdrängen gleichzeitig herkömmliche Finanzprodukte: Ganze 20% des Bankengeschäfts sind laut einer Studie von PWC durch Fintechs bedroht.

Die Fintechs sind den klassischen Finanzinstituten vor allem in Sachen Kosteneffizienz, Transparenz und Benutzerfreundlichkeit eine Nasenlänge voraus.

„Banking is necessary, banks are not“ sagt Bill Gates, und trifft damit genau die Befürchtungen der Finanzinstitute. Denn C2C Banking ist bereits Realität. Die Banken müssen also die Digitalisierung als Chance nutzen und ihr Dienstleistungsangebot als zentralen Wettbewerbsvorteil zu differenzieren und auszubauen. Welche spannenden Innovationen noch demnächst auf uns zukommen, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Blockchain

Obwohl Fintechs mit der Technologie schon effektiv herkömmliche Zahlungsmethoden umgehen können, ist Blockchain für viele noch ein Fremdwort.

Eine Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die fortlaufend in jedem Datensatz einen Hashwert des jeweils vorangehenden Datensatzes speichert und so gegen nachträgliche Manipulation gesichert ist. Es ist damit ein auf sich selbst aufbauendes, neutrales System, das im Gegensatz zu klassischen, auf Servern gespeicherten Datenbanken, niemandem gehört, nicht manipuliert oder gehackt werden kann.

Die Informationen werden mit Millionen von Rechnern abgeglichen und bestätigt. In diesem Konsensmechanismus gibt es keinen zentralen Verwalter mehr, sondern wahr ist, was die Mehrheit sagt. Die Existenz einer vertrauenswürdigen Instanz, die Transaktionen auf ihre Integrität überprüft wird also überflüssig. Es wird davon ausgegangen, dass der Schutz vor Manipulation nur dann in Gefahr ist, wenn ein einzelner Angreifer über die Hälfte des gesamten Netzes beherrscht.

Die Idee des Blockchain hat ihren Ursprung in der virtuellen Kryptowährung Bitcoin, beherbergt aber das Potenzial, das gesamte Finanzsystem und Bereiche darüber hinaus zu verändern. Es trägt jedoch vor allem zur Transaktionssicherheit im Vergleich zu zentralen Systemen bei. Die Bitcoin Blockchain existiert seit 2009 und ist die älteste ihrer Art. Sie hat eine Größe von über 120 GB und ist auf ca. 6700 Konten verteilt. Beim Bezahlen mit Bitcoins fallen keine Gebühren an, wie etwa durch Kreditkartenunternehmen, außerdem müssen keine persönlichen Informationen wie Name und Adresse angegeben werden.

Die Bitcoin Blockchain funktioniert folgendermaßen: mehrere Transaktionen werden zu Datenblöcken zusammengefasst, die mit einer Prüfsumme versehen sind. Diese werden wiederrum paarweise in einem Hash-Baum vereint, dessen Header einen Hash-Wert enthält. Dieser Wert wird dann im nachfolgenden Header gespeichert und so weiter. Es kann demnach keine einzelne Transaktion verändert werden, ohne gleichzeitig den Header und alle folgenden Datenblöcke zu ändern.

Was für manche als abstraktes System für zwielichtige Online-Geschäfte gilt, kommt langsam in der realen Wirtschaft an. Die Deutsche Bundesbank entwickelt derzeit gemeinsam mit der Deutschen Börse AG einen Blockchain-Prototypen für den Wertpapiermarkt und IBM hat vor kurzem einen neuen Dienst präsentiert den es als Blockchain as a Service bezeichnet.

Biometrische Identifikation

Das Smartphone mit dem Fingerabdruck entsperren? Längst Alltag und erwiesenermaßen weitaus sicherer als die Passwörter und Pins der Vergangenheit. Auch zur internationalen Sicherheit z.B. an Flughäfen wird auf den Fingerabdruck- und Iris-Scan gesetzt. Also warum nicht auch für Finanzdienstleistungen auf biometrische Verifizierung zurückgreifen?

Die biometrische Authentifizierung könnte eines der Kernprobleme der heutigen Finanzwirtschaft lösen, nämlich einen sowohl komfortablen als auch sicheren Zugang zum Online-Banking und Online-Payment für die Kunden zu gewähren. Dabei ersetzt Biometrie personenbezogene Merkmale und macht eine eindeutige Personalisierung mehr denn je möglich. Methoden wie Fingerabdruck, Iris-Scan, Stimmanalyse und Gesichtserkennung haben sich stark verbessert und könnten nach dem heutigen Stand der Technik bereits eingesetzt werden – die tatsächliche Umsetzung durch Finanzinstitute lasst jedoch noch auf sich warten.

Eine Studie des Kreditkartenunternehmens Visa stellte zudem fest, dass Banken unter Verbrauchern das höchste Vertrauen genießen, wenn es um biometrische Daten geht. Insgesamt sind über 60% grundsätzlich damit einverstanden, biometrische Technologien zu verwenden. Der Studie zufolge vertrauen die Deutschen zu 81% den Banken in Bezug auf biometrische Identitätsbestätigung, danach folgen Zahlungsnetzwerke mit 69 %, Kaufhäuser mit 57% und Online-Marken mit 52%. Behörden würden hingegen nur 28% der Verbraucher ihre biometrischen Daten anvertrauen.

Bei der Wahl der Authentifizierung bevorzugen Dreiviertel der Befragten den Fingerabdruck als sicherste Form, gefolgt vom Iris-Scan mit 68% und der Gesichtserfassung mit 48%. Objektiv betrachtet gewähren der Iris- und Gesichts-Scan jedoch einen höheren Schutz.

PSD 2

An der PSD2 (EU Payment Services Directive) scheiden sich die Geister: Bedeutet sie das Ende der klassischen Finanzinstitute oder doch eine riesen Chance? Sie bringt jedenfalls eine der größten Veränderungen im Bankensektor mit sich.

Die Richtlinie tritt im Januar 2018 in Kraft und verpflichtet Finanzinstitute unter anderem dazu ihre Infrastruktur für Drittanbieter zu öffnen. Für Banken bedeutet das konkret, dass sie die alleinige Hoheit über ihre Kundenkonten verlieren: Vor allem Fintechs können Konteninhaber dann moderne, individuelle Banking-Lösungen anbieten. Dafür ist nur noch die Genehmigung des Kunden, nicht der Bank notwendig.

Die unabhängigen Lösungen ermöglichen es beispielsweise, Konten Bankenübergreifend in einer übersichtlichen App zu verwalten. Außerdem ermöglicht es Konteninhaber von Innovationen aus der Fintech-Branche zu profitieren, die ihre eigenen Banken noch nicht anbieten.

Es gibt bereits einige Anbieter für API-Banking, jedoch liegt der Zugriff auf die Bankkonten bisher noch im Ermessen der Bank, die ihn jederzeit sperren kann. PSD2 ermöglicht diesen Zugriff dann flächendeckend, was Fintechs die Expansion enorm erleichtern wird.

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Bildquellen

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