Sitemaps für die Website


Sitemap

Sitemaps für die Website: Im letzten Beitrag ging es um Sitemaps in der Konzeption. Sie sind ein unentbehrliches Werkzeug, um die Inhalte der Site zu strukturieren. In diesem Artikel widmen wir uns dem Thema, wie Sitemaps auf der Website selbst den Benutzern bei der Orientierung helfen können.

Diskussion um die Sitemap für die Website

Die Notwendigkeit von Sitemaps in der Konzeption ist unbestritten. Stark diskutiert wird dagegen der Nutzen von Sitemaps für die Benutzer. Der amerikanische Informations-Architekt Paul Kahn, Gründer der Firma Dynamic Diagrams, schreibt: „Das Erstellen von Sitemaps pendelt zwischen zwei Extremen: zwischen , es ist unverzichtbar‘ und ,es ist unmöglich‘.“

In den Anfangsjahren des Web gab es keine Sitemaps. Das war auch nicht nötig, denn

  • die Sites waren klein und übersichtlich und
  • die Benutzer waren neugierig und bereit, Sites zu „erkunden“.

Als aber

  • viele Sites auf 30 Seiten und weit mehr anwuchsen,
  • immer mehr kommerzielle Sites auftauchten,
  • viele Benutzer mit wenig Computererfahrung ins Web gingen,
  • die meisten Benutzer genug vom Erkunden von Sites hatten und schnell zu den gewünschten Informationen wollen

wurde die Sitemap auf vielen Sites eingeführt.

Heute, da viele kommerzielle Sites aus Tausenden, teilweise aus Hunderttausenden von Seiten bestehen, ist die Sitemap wieder auf dem Rückzug. Grund ist, dass die Sitemaps mit den Sites größer und größer wurden, bis sie einfach nur noch unübersichtlich waren. Schließlich verloren sie damit ihre Funktion und wurden abgeschafft. Doch was eigentlich ist die Funktion einer Sitemap? Nähern wir uns der Frage über ihre Gemeinsamkeiten mit anderen Karten:

Prinzipien von Karten

Das Prinzip jeder Karte ist, dass sie nicht die Wirklichkeit abbildet, sondern ein stark vereinfachtes Modell der Wirklichkeit. Dadurch kann sie uns einen Überblick über ein Land, eine Stadt oder das Bussystem verschaffen. Dabei muss die Karte zwei sich widersprechende Dinge tun:

  • so stark vereinfachen wie möglich -> Übersichtlichkeit
  • so viel Information enthalten wie nötig -> Vermitteln des Gesuchten

Das heißt, dass Karten abhängig vom angestrebten Nutzen unterschiedlich detailliert sein müssen. Um die Lage eines Landes auf der Welt anzuzeigen genügt eine sehr grobe Karte. Um ein Hotel in der Hauptstadt zu finden braucht man deutlich mehr Details.

Zweck Ihrer Sitemap

Wenn Sie eine Sitemap anlegen (im Folgenden ist immer die Sitemap auf der Site gemeint, nicht die, welche Sie für die Konzeption erstellen), ist die zentrale Frage: Was bringt die Sitemap den Benutzern?

Überlegen Sie, warum die Benutzer die Sitemap aufrufen. Im Normalfall sind die Hauptgründe:

  • Sie wollen eine Übersicht über die Site bekommen.
  • Sie suchen Informationen zu einem bestimmten Thema.

Tipps für Sitemaps für Webseiten

Eigentlich selbstverständlich, aber dennoch nicht immer berücksichtigt: Verlinken Sie alle Einträge der Sitemap zu den entsprechenden Seiten. Damit kann der Benutzer sofort zur gewünschten Seite springen. Die Sitemap sollte die Menüstruktur exakt widerspiegeln. Ordnen Sie die Seiten anders an, als durch die Navigation vorgegeben, verwirren Sie die Benutzer. Wollen Sie einen alternativen Zugang mit einer anderen Ordnung anbieten, machen Sie das ganz klar und vermeiden Sie möglichst den Begriff Sitemap, denn darunter erwartet der Benutzer eine Übersicht über die Site und ihre Struktur. Eine gute Sitemap ist mehr als eine Auflistung der Seiten einer Site.

  • Sie gibt einen möglichst vollständigen Überblick.
  • Sie enthält Zusatzinformationen, die über die reinen Seitentitel hinaus gehen.

Überblick: Dabei gilt es die Gratwanderung zwischen Vollständigkeit und Überschaubarkeit zu meistern. Lieber eine unvollständige Sitemap als eine unüberschaubare. Lassen Sie dabei aber möglichst wenige Informationen weg und überlegen Sie genau, was Sie streichen. Am einfachsten ist es, wenn Sie beispielsweise nur die ersten drei Hierarchieebenen darstellen. Alle Seiten, die drei oder mehr Klicks von der Startseite entfernt sind, tauchen dann in den Sitemap nicht auf. Normalerweise gibt die Sitemap auch dann noch einen guten Überblick. Gut ist, wenn die Sitemap zumindest bei einer Auflösung von 1024 mal 768 Pixel vollständig auf den Bildschirm passt. Der Benutzer sollte so wenig scrollen müssen wie möglich.

Zusatzinformationen: Einige Zusatzinformationen machen die Sitemap nützlicher, zu viele gefährden die Übersichtlichkeit.

Markieren Sie zusammengehörige Seiten eindeutig. Gibt es verschiedene Typen von Seiten wie immer vorhandene und täglich wechselnde, zeigen Sie das an. Sie können neue oder aktuelle Seiten markieren, oder solche, die oft aufgerufen werden. Die Möglichkeiten sind endlos. Überlegen Sie aber bei jeder Zusatzinformation, ob sie tatsächlich für den Benutzer nützlich ist, oder ob sie nur die Sitemap unruhiger macht. Wie für die Informations-Architektur gilt für die Sitemap: die Struktur der Firma oder der Gedanken des Betreibers der Site ist unwichtig. Wichtig ist allein, welche Informationen die Benutzer wollen. Denkbar sind folgende Gestaltungselemente, um Zusatzinformationen durch Formatierungen deutlich zu machen:

  • Einzüge
  • Fettdarstellung
  • Kursivdarstellung (mit Bedacht verwenden, Kursivschrift ist am Bildschirm schlecht zu lesen)
  • Unterschiede in der Schriftgröße
  • Kästen
  • Farbe
  • Verbindungen mit Linien (auch sparsam dosieren, zu viele Linien stören die Übersichtlichkeit)

Achten Sie darauf, nicht zu viele Formatierungen zu verwenden. Ziel ist, dass die Sitemap auch ohne Legende verstanden wird, der Sinn der Formatierungen also offensichtlich ist. Außerdem sind Informationen sinnvoll, die den Inhalt der Bereiche oder Seiten beschreiben. Sind die Seitentitel nicht trotz ihrer Kürze unmissverständlich, beschreiben Sie die wichtigsten Seiten so knapp wie möglich.

Sitemap Website: Darstellungsprinzipen

Es gibt im Wesentlichen vier übliche Darstellungsprinzipen für Sitemaps:

  • Listen
  • Dynamische Darstellung
  • Kreise
  • Metaphern

Listen sind heute am meisten verbreitet. Sie sind leicht zu verstehen, werden schnell geladen und sind leicht zu ändern. Eine Abwandlung sind grafisch aufbereitete Listen, so genannte Z-Diagramme. Das Z steht für die dritte Achse nach x und y, das heißt, diese Diagramme sind dreidimensional. Darin werden die Seiten abgebildet wie viele aufrecht stehende Blätter, die leicht verschoben hintereinander aufgestellt werden (Link zu einem Beispiel am Ende des Newsletters). Z-Diagramme sehen sehr hübsch aus, sind aber meist nicht besonders übersichtlich. Daher werden sie meist als dynamische Sitemaps umgesetzt, die bei Rollover oder Klick weitere Informationen anzeigen.

Einfache dynamische Sitemaps lassen sich mit JavaScript oder Flash umsetzen. Dabei klappen wie bei interaktiven Navigationsleisten bei Rollover Unterbereiche mit weiteren Informationen bzw. Wahlmöglichkeiten aus.

Komplexe dynamische Sitemaps sind inzwischen etwas aus der Mode. Sie konnten die Inhalte einer Site nach vom Benutzer definierten Kriterien unterschiedlich anordnen. Es konnte sich keine Technik durchsetzen, so mussten die Benutzer die Bedienung jeder solchen Sitemap erst lernen, und die meisten boten zuwenig Überblick.

Kreise als Anordnungsmuster funktionieren für kleine Sites sehr gut. Damit lässt sich auch eine Gewichtung der Themen darstellen: je näher am Zentrum, desto wichtiger. Auch solche Sitemaps werden immer seltener, da sie große Sites nur schlecht darstellen und Änderungen an ihnen recht aufwändig sind.

Metaphern sind fast ausgestorben. Bei solchen Sitemaps sind die Inhalte auf einer Grafik angeordnet, beispielsweise auf dem Bild einer Bibliothek. Die Suchseite ist dabei etwa auf einer Lupe platziert, die auf dem Schreibtisch liegt, die Inhaltsbereiche in verschiedenen Regalen. Solche Metaphern sind fast nie durchzuhalten, wirken oft kindlich und fast immer bemüht.

Welche Site braucht eine Sitemap?

In vielen Interviews hat sich gezeigt, dass die Benutzer Sitemaps fordern. Doch warum? Das kann daran liegen, dass die meisten Sites ihnen keinen Überblick darüber geben, welche Inhalte vorhanden sind. Auch können Sitemaps die Navigation zu einem bestimmten Thema deutlich erleichtern, wenn sie gut gemacht sind. Sind Orientierungsmöglichkeiten und Navigation einer Site perfekt, kann sie auf eine Sitemap verzichten. Dann sollte es aber eine Suchmaschine geben, welche die Ergebnisse gewichtet ausgibt, so dass die Benutzer Themen möglichst leicht finden. Auch kleine Sites unter 30 Seiten brauchen in der Regel keine Sitemap. Generell gilt: Kann der Benutzer auf jeder Seite der Site anhand der Navigation überblicken, welche Inhalte die Site bietet und wie er zu diesen gelangt, ist eine Sitemap nicht nötig. Bei sehr großen Sites kann man auf die Sitemap verzichten, wenn sie so groß würde, dass sie keinen Überblick mehr bieten kann. Aber bevor Sie sich dafür entscheiden, sollten Sie überlegen, ob sich nicht durch Vereinfachung oder dynamische Verschachtelung doch eine sinnvolle Sitemap anlegen lässt.

Beispiele für Sitemaps

  • Sitemap von CNN Money . Lang und unübersichtlich, sicher kein Vorbild.
  • Diese SiteMap von Sun ist so groß, dass die Sitemap zwangsläufig lang und wenig übersichtlich wird.
  • Bei der Braun GmbH heißt die Sitemap „Inhaltsübersicht“, auch wenn die URL anders lautet. Sie ist tatsächlich übersichtlich, nur ist links viel Platz verschenkt. Die Dreiecke führen in die Irre. Denn der Benutzer erwartet, damit würde ein Menü aufklappen – wie aus anderen Anwendungen gewohnt. Sie führen aber direkt zu den einzelnen Seiten.
  • Die Sitemap der Süddeutschen ist in Ordnung, allerdings führen die Links der Unterbereiche teilweise nur auf die Hauptseiten der Bereiche („Wissenschaft/Ernährung“ z.B.). Auf der Zielseite ist dann auch nicht klar, ob man da gelandet ist, wo man hin will (Überschrift/genauer Pfad fehlt).
  • GEO.de – Übersichtlich, die starke Einrückung ist gut. Durch die Einspaltigkeit wird aber etwas Platz verschenkt.
  • Die Sitemap von Macromedia Inc. ist hübsch gestaltet, aber sehr lang. Die Sitemap stimmt nicht mit den Menüpunkten überein, was ein fataler Fehler ist, der zur Desorientierung führt. Die Site ist gerade in der Überarbeitung, daher wird sich das vermutlich noch ändern.

Links

www.mappa.mundi.net/maps/maps_006
Die englischsprachige Site Mappa Mundi bietet Informationen zum Thema Karten allgemein. Dieser Artikel beschäftigt sich speziell mit Sitemaps. Hier sind auch zwei Beispiele für Z-Diagramme abgebildet.

Literatur speziell zum Thema ist mir keine bekannt außer „Websites visualisieren“ von P. Kahn und K. Lenk, erschienen 2001 bei rororo, 16,99 Euro. Das Buch geht sehr grundsätzlich an das Thema heran – für meinen Geschmack etwas zu grundsätzlich. Die konkreten Tipps für die Praxis sind spärlich und verteilt über lange Texte. Ein Schwerpunkt liegt beim Erstellen von Sitemaps und so genannten Karten für die Produktion. Dabei finden sich gute Inspirationen. Für das Erstellen von Sitemaps auf den Sites selbst ist das Buch nicht besonders hilfreich. Es ist aufwändig im Vierfarbdruck umgesetzt, viele Beispiele illustrieren den Text. Allerdings sind viele von ihnen veraltet, die meisten angeführten Seiten stehen so nicht mehr im Netz. Das hängt nicht mit dem üblichen Redesign der Sites zusammen, sondern mit deren Abkehr von den im Buch gezeigten Visualisierungstechniken.

Hier erfahren Sie wie Sie eine Sitemap erstellen.

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Bildquellen

  • Sitemap: http://photodune.net/user/flytosky11
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1 Comment

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