Ein Wegweiser zum nachhaltigen Drucken


Trotz der zunehmenden Digitalisierung sind Druckprodukte aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Im Gegenteil: Drucksachen in Form von z.B. Verpackungen, Büchern, Magazinen oder Werbematerialien aller Art nehmen stetig zu und sind tatsächlich allgegenwärtig.

Während Verbraucher kaum Einfluss auf eine nachhaltige Druckproduktion der sie umgebenden gedruckten Güter nehmen können, haben Organisationen mit Kommunikationsbedarf durchaus die Möglichkeit, die für Ihren Betrieb oder Verein notwendigen Drucksachen umweltfreundlich und nachhaltig produzieren zu lassen. Auftraggeber müssen allerdings gut informiert sein, denn auch in der grafischen Industrie finden sich Firmen, die Greenwashing betreiben, aber auch Druckereien, die einen aufrichtigen ökologischen Anspruch verfolgen.

Darüber, was bei einer nachhaltigen Herstellung von gedruckten Kommunikationsträgern zu beachten ist und wie Sie eine geeignete Druckerei finden, für die Umweltschutz mehr als ein bloßes Lippenbekenntnis ist, klären wir folgend auf.

Umweltverträglichkeit von Druckerzeugnissen lässt sich messen

CO₂ und andere klimaschädliche Gase, die bei der Produktion von Drucksachen und deren Rohstoffen entstehen, sind ein sehr guter Indikator für die Umweltverträglichkeit gedruckter Publikationen. Mit speziell für die Druckbranche entwickelten CO₂-Rechnern lassen sich entsprechende Emissionen einer spezifischen Druckproduktion relativ exakt und individuell pro Auftrag ermitteln. Dabei werden beispielsweise folgende Parameter berücksichtigt:

  • Emissionen bei der Herstellung und dem Transport der eingesetzten Papiere, Roh- und Hilfsstoffe
  • Energieverbrauch der Druckerei bei der Herstellung einer spezifischen Drucksache
  • Genutzte Energiequellen der Druckerei (Ökostrom, eigene Photovoltaikanlage, Strom aus fossilen Brennstoffen, etc.)
  • Fahrten und Transportmittel der Mitarbeiter für die tägliche Wegstrecke und Firmenfahrten
  • Emissionen, die beim Transport der Drucksachen zum Kunden entstehen

Die Einrichtung eines solchen Rechners ist mit einem gewissen Aufwand und mit Kosten verbunden. Aber auch wenn eine Druckerei die Berechnung von CO₂-Bilanzen von individuellen Druckaufträgen anbietet, sagt dies nicht zwingend etwas über das ökologische Handeln dieses Betriebes aus. Vorsicht ist also geboten.

Kompensation von Emissionen aus der Druckproduktion

Sind die durch eine Druckproduktion entstandenen Emissionen mittels eines CO₂-Rechners ermittelt, lassen sich diese durch Klimaschutzzertifikate kompensieren. Die Druckerei kauft dafür entsprechende Zertifikate für den Auftraggeber ein. Die daraus gewonnenen Gelder fließen in Klimaschutzprojekte, welche ohne diese Mittel nicht realisiert werden können. So werden beispielsweise Windparks oder Aufforstungsprojekte in Entwicklungsländern finanziert, die geeignet sind, künftig CO₂-Emissionen einzusparen. Das ganze Prozedere ist transparent und nachvollziehbar. Sie können Ihr Engagement sogar mittels einer eindeutigen Identifikationsnummer und einem Label auf der entsprechenden Drucksache kenntlich machen und so Ihre ökologische Haltung kommunizieren.

Die Kompensation von CO₂-Emissionen soll selbstverständlich keine Absolution, sondern vielmehr eine sinnvolle Ergänzung des Bestrebens sein, Drucksachen möglichst nachhaltig zu beschaffen!

Umweltmanagementsysteme in Druckereien

Druckereien, die nach Umweltmanagementsystemen, wie der EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) oder der ISO 14001, zertifiziert sind, verpflichten sich dazu, die Umweltleistung ihres Unternehmens kontinuierlich zu verbessern. Und dies ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis, denn ausgewiesene Betriebe müssen eine entsprechende Zertifizierung in regelmäßigen Abständen erneuern und so eine wirksame, systematische und kontinuierliche Verbesserung ihrer Umweltleistung beweisen. Nach der EMAS zertifizierte Unternehmen müssen sogar regelmäßig eine Umwelterklärung veröffentlichen, aus der erzielte Erfolge hervorgehen.

Dabei sind geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltleistung von Druckereien vielfältig. Folgend einige Beispiele:

  • Einsatz vom mineralölfreien Biodruckfarben
  • Alkoholfreier Druck
  • Reduzierung von Makulaturen durch Implementierung von Prozessstandards, wie dem PSO
  • Auf dem Werksdach installierte Photovoltaikanlagen
  • Wärmerückgewinnung
  • Bildung von Fahrgemeinschaften
  • Leihräder für die Belegschaft
  • Effiziente und durchdachte Beleuchtungskonzepte

Ein hervorragendes Beispiel für ein ernsthaft ökologisch ausgerichtetes Unternehmen ist die Druckerei Lokay aus Reinheim, die 2015 sogar zum zweiten Mal nach 2010 den begehrten KBA Umwelt Award gewonnen hat. Suchen Sie also gezielt nach Druckereien, die eine entsprechende Zertifizierung vorweisen können. Hier wird Umweltschutz tatsächlich gelebt!

Übrigens: Zertifizierte Druckereien müssen nicht zwangsläufig teurer sein. Denn ein nachhaltiger Unternehmensansatz bedeutet, dass diese Betriebe besonders effizient und ressourcensparend arbeiten, was zu großen Kosteneinsparungen führen kann, die bestenfalls an ihre Druckereikunden weitergegeben werden.

Papier entscheidet über die Umweltverträglichkeit einer Drucksache

Das eingesetzte Papier hat einen sehr großen Einfluss auf die Umweltverträglichkeit einer spezifischen Drucksache. Die Herstellung von Papieren aus Frischfasern verbraucht deutlich mehr Wasser, Energie und Holz als Recyclingpapiere.

Folgend finden Sie eine Aufstellung, die aufzeigt, wie groß der Unterscheid zwischen Recyclingpapieren und Papieren aus Frischfasern ist. Das Maß ist hierbei eine Tonne Papier. Eine Menge, die selbst bei Drucksachen mit relativ kleinen Auflagen schnell erreicht wird.

 

RecyclingpapierDie folgende Grafik zeigt die beispielhafte CO2-Bilanzierung eines Druckauftrages. Wie Sie erkennen können, hat das eingesetzte Papier einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtemissionen einer Drucksachenproduktion.

CO2-Bilanzierung eines Druckauftrages

Bei schlecht informierten Auftraggebern herrscht noch oft die Meinung, dass Recyclingpapiere von schlechter Qualität sind, einen starken Graustich aufweisen und teuer sind. Tatsächlich ist dies heute nicht mehr der Fall. Recyclingpapiere stehen Frischfaserpapieren in Punkto Weiße-Grad, Bildqualität und Preis in nichts nach. Selbst für die Langzeitarchivierung ist Recyclingpapier geeignet.

Doch Recyclingpapiere bieten weitere, vielleicht noch gewichtigere Vorteile:

Für recycelte Papiere müssen keine weiteren, bzw. weitaus weniger Bäume gefällt werden. Hölzer, die bei der Herstellung von Frischfaserpapieren verwendet werden, können noch immer aus zweifelhaften Quellen stammen. Leider werden heutzutage immer noch ganze Naturwälder für die Papierherstellung gerodet und Raubbau betrieben. Die ökologischen und sozialen Folgen sind drastisch aber durch die Vermeidung von Frischfaserpapier leicht vermeidbar.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Recyclingpapier für die Herstellung deutlich weniger Chemikalien benötigt. Es ist daher gesundheitlich unbedenklicher als Papiere aus Frischfasern.

Für möglichst nachhaltige Drucksachen fragen Sie daher unbedingt eine Produktion auf Recyclingpapieren an. Bestenfalls sollten diese nach folgenden Labeln zertifiziert sein:

Blauer Engel

Das Umweltzeichen Der Blaue Engel ist das wohl bekannteste, älteste und qualitativ anspruchsvollste Umweltzeichen für Papier. Der Blaue Engel garantiert 100% Altpapier und bietet die weltweit höchsten ökologischen Standards für Recyclingpapiere.

FSC (Forrest Stewardship Council)

Mit dem FSC-Label, welches von einer Non-Profit-Organisation vergeben wird, werden Hölzer (und Holzprodukte) gekennzeichnet, welche unter festgelegten Kriterien erzeugt und hergestellt werden. Diese Kriterien umfassen eine ökonomische und ökologische Waldbewirtschaftung, sowie soziale Standards. Das FSC-Label bestätigt eine weitestgehend nachhaltige Forstwirtschaft, sagt jedoch nichts über eine umweltverträgliche Herstellung von z.B. Papieren aus. Das Label wird auch für Papiere eingesetzt, die aus Frischfasern hergestellt werden.

Achten Sie daher unbedingt auf das FSC Recycled-Label, welches eine Herstellung aus 100% Recyclingmaterial garantiert.

Weitere Aspekte einer nachhaltigen Druckproduktion               

Neben der Auswahl einer aufrichtig ökologisch ausgerichteten Druckerei, dem Einsatz eines Recyclingpapiers und ggf. Kompensation der durch Ihre Produktion entstandenen Emissionen, können Sie weitere Beiträge leisten, die Ihre Drucksachen umweltfreundlicher machen.

Planen Sie Ihre Druckauflage realistisch! Der Autor dieser Zeilen weiß aus seiner langjährigen Praxis, dass Drucksachen sehr oft in Auflagen geordert werden, die den tatsächlichen Bedarf weit übersteigen. Ein paar tausend Exemplare mehr sind nicht deutlich teurer, was viele Auftraggeber zu höheren Auflagen verleitet. Mit der Konsequenz, dass viele Drucksachen völlig ungenutzt entsorgt werden. Ein ökologischer Unsinn!

Halten Sie Transportwege kurz. Klar, die Druckerei in Osteuropa oder Asien produziert Ihre Werbesachen vielleicht etwas günstiger. Dafür werden aber auch deutlich mehr Emissionen durch den Transportweg freigesetzt. Außerdem werden oftmals zweifelhafte Rohstoffe eingesetzt und Arbeiter schlecht bezahlt. Zahlen Sie ein paar Cent mehr, unterstützen Sie die lokale Wirtschaft und schonen Sie die Umwelt.

Vermeiden Sie Druckveredelungen. Wenn Sie es auf die Spitze treiben möchten, verzichten Sie auf Veredelungen wie z.B. UV-Lacke, Kaschierungen oder Folienprägungen. Diese benötigen weitere Ressourcen, verursachen mehr Emissionen im Herstellungsprozess und können beim Recycling Probleme verursachen. Investieren Sie besser mehr Zeit und Geld in den Inhalt. Dann benötigen sie auch kein Bling-Bling.

Kurz und knapp- Tipps für nachhaltiges Drucken

  • Deine Druckerei sollte nach den Umweltmanagementnormen EMAS oder ISO 14001 zertifiziert sein.
  • Setze ausschließlich Recyclingpapiere ein. Bestenfalls trägt es das Label vom Blauen Engel oder FSC (Recycled).
  • Lasse die bei einer Druckproduktion entstandenen Emissionen von deiner Druckerei berechnen. Kompensiere die berechneten Emissionen durch Klimaschutzzertifikate.
  • Plane die Druckauflage gewissenhaft.
  • Halte Transportwege kurz.
  • Setzte nach Möglichkeit keine Druckveredelungen ein.

Bildquellen

  • papier: unsplash.com - Brandi Redd
Previous Digitalagenturen im Wandel
Next Herausforderungen für Medienhäuser in einer „Mobile-First“ Welt

No Comment

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 × vier =