Negative SEO: Linkaufbau mit unsauberen Mitteln


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Der Fall Noblego und was er über SEO aussagt

Ziel von negativen SEO-Attacken ist, dass Google eine Webseite als Spam interpretiert und in den Suchergebnissen abstraft. Opfer eines solchen Angriffs wurde Anfang des Jahres Noblego, ein Online-Shop für Zigarren, Zigarillos und Pfeifentabak. Tausende von Spam-Links wurden gesetzt und trieben die Anzahl schlechter Links, die auf den Online-Shop verwiesen explosionsartig in die Höhe. Noblego hat schnell und gezielt gehandelt…

Negative SEO: Der Fall Noblego

Interessant ist der Fall vor allem für viele, die nicht tagtäglich mit SEO zu tun haben. Wer sich die Link-Auswertung von Majestic SEO (siehe Abbildung 1) anschaut, sieht, was passiert ist: Es gibt sehr viele Links mit den Ankertexten „kubanische zigarren“ „zigarren online kaufen“ und „rocky patel zigarren“, die innerhalb kürzester Zeit entstanden sind. In Summe sind es ca. 2.000 Verlinkungen, die mehr als fragwürdig sind, weil derartige Links mit diesem Ankertext wohl kaum in dieser Menge organisch entstehen können. Aber woher kommen diese vielen Links?

 

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Sehr viele auffällige Links

Linkaufbau ist kein Massengeschäft

Wer selber schon einmal Links aufgebaut hat, weiß, dass es gar nicht so einfach ist, auch nur einen einzigen Link aufzubauen. Da erscheinen 2.000 Links natürlich unmöglich. Das ist es aber nur, wenn man auf Qualität und nicht nur auf Quantität bedacht ist.

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Ein schlechter Link unter ganz vielen

Einen beispielhaften Noblego-Backlink sieht man in Abbildung 2: Dort gibt es eine Website, die unter dem Artikel so genannte Pingbacks anzeigt. Der Pingback-Mechanismus wurde ursprünglich für den Fall entwickelt, dass jemand etwas schreibt (beispielsweise Blogbeitrag A), jemand anderer ebenfalls (Wochenzusammenfassung B relevanter Blogbeiträge) und in diesem Beitrag auf A verweist. In so einem Fall wird mithilfe des Pingbacks die ursprüngliche Seite über das Vorhandensein einer verlinkenden Seite informiert.

Nicht alle Blogs erlauben Pingbacks oder schalten diese gar automatisch frei. Aber es gibt einige schlecht gepflegte Blogs, bei denen genau das funktioniert. Man nutzt also den Pingback-Mechanismus, um so tun, als hätte man über den anderen Beitrag berichtet und erhält dafür eine Verlinkung in der Pingback-Liste.

Auch wenn es kaum seriöse Blogs gibt, die so etwas erlauben: Es gibt weltweit sehr viele Blogs, bei denen auf diese Weise schnell hunderte Links aufgebaut werden können. Und das ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit.

Es gibt auch Tools, mit denen man sich in Foren anmelden kann, um dort automatisiert einen Forenbeitrag mit einem Link einzustellen. Andere Tools nutzen die Kommentar-Funktion von Blogs und hinterlassen dort sinnfreie Kommentare. Und wieder andere füllen Gästebücher mit unsinnigen Kommentaren. Wie gesagt: Dabei geht es nur um Masse.

Auch wenn 90 % dieser Links gar nicht erst entstehen, weil sie auf der Gegenseite freigeschaltet werden müssten, gibt es immer einen gewissen Bodensatz an Websites, bei denen man damit durchkommt. Dafür werden nur die richtigen Tools benötigt. Dann ist es – zumindest technisch – sehr einfach, eine solche Attacke durchzuführen. Alternativ findet man allerdings auch bei Ebay und anderen Plattformen hinreichend viele Möglichkeiten, Unmengen an qualitativ minderwertigen Links zu bekommen.

Ein Aspekt ist noch wichtig: Wie in Abbildung 1 zu sehen, sind viele der erzeugten Links so genannte Nofollow-Links, also solche, die von Suchmaschinen ohnehin ignoriert werden. Dennoch kommen mit dieser Methode auch Dofollow-Links zustande (also solche, die nicht ignoriert werden). Und auch die bloße Anzahl an eigentlich zu ignorierenden Nofollow-Links könnte für Suchmaschinen ein negatives Signal sein.

Wie mit Google umgehen?

Eine Suchmaschine steht bei all diesen Aktivitäten immer vor der Frage, wer für diese Links verantwortlich ist. Dem Link ist ja erst einmal nicht anzusehen, ob das für die Website verantwortliche Unternehmen federführend ist, ob es sich um einen organisch entstandenen Link oder um eine Attacke eines Konkurrenten handelt („Negative SEO“).

Ob Noblego wegen der entstandenen Links von Google in den Suchergebnissen abgewertet worden wäre, ist nicht bekannt, da Noblego sehr schnell Gegenmaßnahmen (siehe unten) eingeleitet hat. Aber grundsätzlich kann das passieren. Unternehmen werden von Google immer wieder für schlechte Links abgewertet – ohne einen Beweis, dass diese vom Unternehmen selber aufgebaut wurden. Im vorliegenden Fall mag es sich primär um Links gehandelt haben, die die Suchmaschine ohnehin ignoriert hätte, aber mit mehr Einsatz wären die Chancen deutlich höher, einer anderen Website auch Schaden zufügen zu können.

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Viele neue Links im Dezember, entdeckt durch MajesticSEO

Zunächst: Im Fall von Noblego wäre der Versuch, die entstandenen Links entfernen zu lassen, nicht sinnvoll gewesen. Die verlinkenden Websites liegen fast alle außerhalb Deutschlands und werden wohl zum Teil auch nicht mehr gepflegt – mal davon abgesehen, dass die reine Anzahl es schon unmöglich macht.

Für Unternehmen ist also zweierlei wichtig:

1. Solche Links schnell erkennen
2. Schnell und gezielt handeln

Die Erkennung der Links kann über Link-Datenbanken erfolgen. Dabei muss bedacht werden, dass es einige Datenbanken gibt – wie die von SEOmoz – deren Index nicht laufend, sondern
in Runden aktualisiert wird (also z. B. einmal pro Monat). Im Zweifelsfall kommt die Einsicht also deutlich zu spät.

Besser ist eine Datenbank, die laufend aktualisiert wird, wie die von Majestic SEO. In Abbildung 3 ist zu sehen, wann laut Majestic SEO die fraglichen Links entstanden sind. Die Nutzung der Datenbank ist übrigens kostenpflichtig, kann aber für die eigene Domain kostenfrei genutzt werden.

Zusätzlich bieten sich die Google Webmaster Tools an. Dort gibt es die Funktion „Aktuelle Links herunterladen“ (siehe Abbildung 4), die jeweils die neuesten Links mit dem Datum ausgibt, an dem der Link gefunden wurde.

Beide Quellen sollten regelmäßig (idealerweise täglich, realistischer ist wohl wöchentlich) überprüft werden, um rechtzeitig schlechte Links zu entdecken.

Wie reagierte Noblego?

Wer dort entsprechende Links entdeckt, kann das Google Disavow Tool nutzen, um die gefundenen Links bzw. deren Domains proaktiv zu entwerten. Zusätzlich kann eine Nachricht an Google geschickt werden, um auf den Sachverhalt hinzuweisen. Dieser so genannte Reconsideration Request kann zwar eigentlich erst dann gestellt werden, wenn eine Website auch wirklich abgestraft wurde, trotzdem kann es eine sinnvolle Maßnahme sein.

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Neue Verlinkungen in den Google Webmaster Tools ermitteln

Sprich darüber!

In einem Forum wurde der Verdacht geäußert, dass es sich bei den Äußerungen im Blog von Noblego nur um einen geschickten Linkbait (= Aktion, um Verlinkungen zu erzeugen) handelt. Eine solche Unterstellung ist natürlich vollkommen aus der Luft gegriffen, zeigt aber auch, wie tief das Niveau unter Website-Betreibern schon gesunken ist.

Unstrittig ist in jedem Fall, dass das Vorgehen von Noblego etwas gebracht hat – und zwar vor allem gute Links. Denn dadurch, dass viele Medien darüber berichtet haben, sind Links von Domains mit hoher Domain-Popularität und hohem Trust entstanden.

So haben u. a. im Rahmen der Berichterstattung einen Dofollow-Link gesetzt:

Nun mag man argumentieren, dass es sich dabei nicht unbedingt um thematisch passende Links handelt, aber im Gesamtbild (also im Zusammenspiel mit anderen thematisch
passenden Links) können derlei Verlinkungen dennoch hilfreich sein.

Es muss natürlich auch anerkannt werden, dass ein wenig Öffentlichkeit der Website in Bezug auf etwaige Abstrafungen durch Google helfen kann. Denn Google hat das Szenario „Negative SEO“ ja immer als zwar theoretisch möglich, aber in der Praxis doch schwer umsetzbar dargestellt. Da wäre es jetzt natürlich etwas seltsam, wenn es doch zu einer Abstrafung käme.

Grundsätzlich scheint es sich also zu empfehlen, mit derartigen Fällen in die Öffentlichkeit zu gehen. Dabei muss nur eines beachtet werden: Natürlich nur dann, wenn die restlichen Links – also die, die vom Unternehmen selber aufgebaut wurden – sauber sind. Denn ansonsten macht man die Suchmaschine ja erst auf die Domain aufmerksam – Google könnte dann genauso öffentlichkeitswirksam zuschlagen und die Website abstrafen.

Negative SEO ist möglich und könnte in Zukunft häufiger auftreten. Beim Fall Noblego bleibt nur offen, ob die Unmenge an schlechten Links der Website geschadet hätte oder ob Google in der Lage gewesen wäre, diese Links selbstständig zu entwerten. Dennoch empfiehlt es sich, dass Website-Betreiber regelmäßig ihr Link-Portfolio durchschauen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Bildquellen

  • negative-SEO: © Marek - Fotolia.com
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1 Comment

  1. 14. März 2014
    Antworten

    Sehr interessanter Artikel den ich absolut sinnvoll halte. Baue mir gerade im Netz auch ein Netzwerk an Partnern auf und da ist ein themenrelevanter und manueller Linkaufbau absolut Pflicht!

    Ich habe eine Frage: Wie heisst der Linkaufbau wenn von einer Webseite ein Link ausgeht und dieser dann zurück verlinkt? Habe mehrfach gelesen das das negativ gewertet wird, komme aber über Google nicht zu den Begriff und damit auch nicht zu den Infos die ich genau suche!

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