Künstliche Intelligenz verändert die Art, wie wir Informationen suchen und finden. Seit dem rasanten Aufstieg von ChatGPT & Co. greifen immer mehr Menschen auf KI-basierte Tools zurück, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Die Entwicklung hat eine Debatte entfacht: Steht Google als führende Suchmaschine vor dem Aus? Oder handelt es sich bei ChatGPT lediglich um eine temporäre Ergänzung zur klassischen Websuche?
Trotz rasanter Wachstumsraten zeigt ein aktueller Report von Similarweb: Google bleibt unangefochten an der Spitze. Was steckt hinter dem ungebrochenen Vertrauen in den Suchriesen? Und wie schlägt sich ChatGPT wirklich als Alternative?
ChatGPTs Aufstieg: Vom Sprachmodell zur Suchalternative
Als OpenAI ChatGPT veröffentlichte, war das Tool vor allem als Chatbot mit beeindruckender Sprachkompetenz bekannt. Doch schnell wurde klar: Das Potenzial reicht viel weiter. Dank Funktionen wie Custom GPTs und Datei-Uploads entwickelte sich ChatGPT zunehmend zu einem intelligenten Recherche- und Informationsassistenten.
Mittlerweile wird der KI-Chatbot nicht nur für kreative Texte oder Programmierhilfe verwendet, sondern gezielt als Suchmaschinen-Ersatz genutzt. Vor allem bei komplexeren Fragestellungen, bei denen klassische Suchmaschinen schnell an ihre Grenzen stoßen. Die Vorteile: ChatGPT liefert keine bloße Linkliste, sondern direkt strukturierte Antworten.
Zahlen, Daten, Fakten: ChatGPTs Zugriffszahlen im Vergleich zu Google
Laut dem „Impact of Generative AI on Publishers“-Report von Similarweb verzeichnete ChatGPT im Mai 2025 rund 5,5 Milliarden Visits. Davon kamen ca. 900 Millionen aus den USA. Ein massiver Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Pro Tag werden um die 2,5 bis 3 Milliarden Prompts verschickt.
Doch im Vergleich zu Google wirken diese Zahlen fast bescheiden: Der Suchgigant kommt weiterhin auf mehr als 100 Milliarden Visits pro Monat weltweit. Auch die Verweildauer ist bei Google höher, was darauf hinweist, dass Nutzer:innen die Plattform nicht nur häufiger, sondern auch intensiver nutzen.
Ein weiteres Detail: Der Großteil der ChatGPT-Zugriffe stammt von Desktop-Nutzer:innen, während Google auf allen Endgeräten stark performt – vor allem mobil. Diese Zahlen unterstreichen: ChatGPT ist im Aufwind, doch Google bleibt der eindeutige Platzhirsch.
Warum Google (noch) die Nase vorn hat
Warum hält sich Google so hartnäckig an der Spitze, trotz des Hypes um generative KI?
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Vertrautes Nutzerverhalten: Google ist seit über 20 Jahren die zentrale Anlaufstelle für Informationen. Diese Gewohnheit ist tief verankert.
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Aktualität und Breite: Google indexiert Milliarden Webseiten in Echtzeit. ChatGPT basiert auf Trainingsdaten, die nicht immer tagesaktuell sind.
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Schnelligkeit: Eine Suchanfrage bei Google liefert in Millisekunden relevante Ergebnisse. ChatGPT braucht oft länger für die Generierung.
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Vertrauen in Quellen: Nutzer:innen möchten wissen, woher Informationen stammen. Google bietet eine transparente Quellenlage, ChatGPT dagegen weniger.
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Vielfältige Ergebnisse: Google zeigt News, Bilder, Videos, Shopping. Eine Vielfalt, die ChatGPT in dieser Form nicht bieten kann.
Kurz gesagt: Die klassische Suche ist effizienter bei direkten Fragen, besonders wenn es um tagesaktuelle oder kommerzielle Informationen geht.
Grenzen von ChatGPT als Suchmaschine
Trotz aller Fortschritte stößt die KI bei der Suche nach Informationen noch oft an ihre Grenzen:
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Mangelnde Quellenangabe: Nutzer:innen erhalten zwar gut formulierte Antworten, wissen aber oft nicht, woher die Informationen stammen. Diese müssen meist erst geprüft werden.
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Nicht immer aktuell: Auch wenn ChatGPT mit „Browse“-Funktion nachrüstet, bleiben viele Antworten auf dem Stand des Trainingsdatensatzes.
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SEO-Ignoranz: Für Unternehmen und Website-Betreiber:innen ist es schwierig, Inhalte für ChatGPT zu optimieren. Sichtbarkeit ist hier weniger steuerbar.
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Verzerrte oder halluzinierte Inhalte: Gerade bei sensiblen Themen liefert die KI mitunter falsche oder verzerrte Informationen.
Diese Aspekte machen deutlich: Als ergänzende Suchhilfe ist ChatGPT hervorragend, als alleinige Suchmaschine allerdings (noch) ungeeignet.
Zukunftsausblick: Komplementär statt Konkurrenz?
Statt „Google vs ChatGPT“ könnte die Zukunft „Google und ChatGPT“ lauten. Viele Nutzer:innen kombinieren heute schon beide Tools, abhängig von Kontext, Fragestellung und Ziel.
Ein Beispiel: Für schnelle Fakten bleibt Google die erste Wahl. Für komplexe Analysen, Zusammenfassungen oder kreative Ideen setzen immer mehr Menschen auf ChatGPT. Auch im Arbeitsalltag zeichnet sich ein klarer Trend zur hybriden Nutzung ab.
Google selbst reagiert darauf mit Projekten wie Search Generative Experience (SGE) und Gemini, die KI-Antworten in die klassische Suche integrieren. Auch OpenAI investiert stark in Tools zur Webintegration und verbessert die Quellenlage. Das Rennen ist also keineswegs entschieden, doch es verläuft zunehmend nebeneinander statt gegeneinander.
Fazit
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: ChatGPT als Suchmaschine gewinnt an Bedeutung, doch Google bleibt der Maßstab. Der KI-Boom verändert zwar das Nutzerverhalten, aber nicht über Nacht.
Während ChatGPT mit seiner Fähigkeit zur Kontextverarbeitung punktet, überzeugt Google durch Schnelligkeit, Breite und Verlässlichkeit. Es ist daher wahrscheinlicher, dass sich die beiden Systeme ergänzen statt sich zu verdrängen – mit großen Chancen für Nutzer:innen, Unternehmen und Content-Strateg:innen gleichermaßen.
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