Ob bei der Ideenfindung für Blogartikel, Kampagnen oder Produktnamen: Der Griff zur Google-Suche ist für viele Marketer und Content-Profis ebenso wie bei der Privatnutzung selbstverständlich. Schließlich scheint das Netz unerschöpfliche Inspiration zu liefern. Doch eine aktuelle Studie der Carnegie Mellon University (CMU) zeigt: Zu häufiges Googeln wirkt sich negativ auf die Kreativität aus und reduziert unsere Ideenvielfalt. Und die Sache wird noch komplexer, wenn künstliche Intelligenz ins Spiel kommt.
Stört das Googeln die Kreativität?
Ein Forschungsteam der amerikanischen Privatuniversität hat untersucht, welchen Einfluss googeln auf die Kreativität bei der Ideenfindung hat. Dazu teilten sie ihre Proband:innen in zwei Gruppen auf: Während die eine Gruppe ein Kreativproblem ohne digitale Hilfe lösen sollte, durfte die andere nach Herzenslust googeln. Ziel war es, Einsatzmöglichkeiten für einen Schirm und für ein Schild zu sammeln.
Das Ergebnis war überraschend: Die Proband:innen, die Google nutzten, fanden insgesamt weniger Verwendungszwecke für die beiden Gegenstände. Vor allem fiel der Unterschied beim Schild auf, da zu diesem auch bei Google nicht so viele Ideen zu finden waren, wie beim Schirm.
Warum aber kam es zu diesem Ergebnis? Das Fazit der Forscher: Digitale Recherche kann die Eigenleistung bei kreativen Aufgaben mindern, weil der Fokus stärker auf vorhandenen Ideen und weniger auf eigenen Denkprozessen liegt. Dieser sogenannte Fixation-Effect entsteht, wenn eine mögliche Lösung vorgegeben wird und die Proband:innen sich eher an dieser orientieren, als eigene, weitere Lösungen zu finden.
Von Google zu GPT: Wie KI die kreative Recherche verändert
Die Studie bezog sich zwar auf Google, ähnlich kann es sich aber mit KI verhalten. Nicht wenige Privatnutzer:innen googeln gar nicht mehr, sondern stellen ihre Fragen allesamt Tools wie ChatGPT. Ähnlich ist es im Arbeitsalltag vieler Teams, wenn auch nicht für Alltagsfragen, sondern vielmehr zur Recherche, Strukturierung von Texten und zur Textgeneration selbst. ChatGPT, Gemini oder Perplexity AI liefern blitzschnell Ideen, Gliederungen, Headlines – und wirken damit wie ein Turbo fürs kreative Arbeiten. Doch ist das wirklich so?
Die Parallelen zur Google-Recherche sind offensichtlich: Auch KI kann dazu verleiten, sich auf fremde Ideen zu verlassen, statt selbst kreativ zu denken. Wenn Du also KI als Ideengeber nutzt, entsteht schnell eine Illusion von Kreativität, die aber – wie bei Google – nicht zwingend mit echter Originalität einhergeht.
KI-Tools sind mächtig, keine Frage. Nicht nur in der Prozessautomatisierung, sondern auch im Content Marketing sind sie vielseitig einsetzbar und sparen oft Zeit – doch wer sie unkritisch als Kreativhelfer einsetzt, riskiert uniformen Content, ideenlose Headlines oder Copy-Paste-Content, der wenig Mehrwert bietet.
Du möchtest eintauchen ins Thema KI?
Quelle: chatgpt
Auch in diesem Winter gibt es wieder eine digitale KI-Konferenz voller Insights, Praxisbeispiele und Strategien rund um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen. Sei dabei – als Teilnehmer:in oder Sponsor:in.
Digitale Bequemlichkeit: Wie Informationsflut unsere Ideenfindung beeinflusst
Googeln oder Prompts schreiben, beides folgt dem gleichen Prinzip: Wir suchen externen Input, oft bevor wir selbst einen Denkprozess durchlaufen haben. Das Problem: Je mehr Ideen von außen kommen, desto weniger Raum bleibt für originelle Gedanken im Inneren.
Diese kognitive Bequemlichkeit ist in Zeiten ständiger Reizüberflutung ein echtes Hindernis für kreative Arbeit. Unser Gehirn lernt, dass es Ideen nicht selbst entwickeln muss, und verlernt genau das mit der Zeit.
In einer Umgebung, in der Content-Teams unter Druck stehen, möglichst schnell hochwertige Inhalte zu liefern, ist dieser Mechanismus besonders gefährlich. Dabei gibt es Wege, die eigene Kreativität gezielt zu fördern – trotz (oder gerade wegen) digitaler Tools.
Was bedeutet das für Content-Profis, Marketer und Kreativ-Teams?
Kreativität lebt von Reibung, Kontrasten, Perspektivwechseln. Deshalb ist es wichtig, bei der Ideenentwicklung bewusst zwischen interner und externer Informationsverarbeitung zu unterscheiden:
-
Erst denken, dann suchen: Versuche, erste Gedanken, Ansätze oder Ideen ohne externe Hilfe zu entwickeln – ob auf Papier, Whiteboard oder in einem Tool wie Notion oder Miro.
-
KI & Google nur als Sparringspartner nutzen. Lass Dir neue Perspektiven liefern, aber prüfe, ob Deine ursprünglichen Gedanken nicht doch besser waren.
-
Ideen-Inkubation statt Ideen-Hopping: Gönn Deinem Kopf Pausen. Manchmal entstehen die besten Ideen nicht beim Googeln, sondern beim Spazierengehen, Duschen oder Nichtstun.
-
Team-Workshops ohne Geräte: Für kreative Brainstormings kann es sinnvoll sein, bewusst auf digitale Geräte zu verzichten, etwa bei Whiteboard-Sessions oder Post-it-Runden.
Fazit: Bewusst suchen, bewusst denken
Die Studie liefert einen wichtigen Impuls für alle, die kreativ arbeiten: Externe Recherche – sei es über Google oder KI – kann die Kreativität fördern, wenn sie bewusst und gezielt eingesetzt wird. Wer sich jedoch zu früh auf digitale Tools verlässt, läuft Gefahr, die eigene Originalität zu verlieren.
Gerade im Content Marketing, wo es auf Unverwechselbarkeit, Relevanz und Storytelling ankommt, ist der eigene Denkprozess Gold wert. Google und KI sind Werkzeuge, Kreativität bleibt ein Handwerk.
Bildquellen
- ChatGPT Image 17. Apr. 2025, 09_35_07: chatgpt
No Comment