Die Tage „zwischen den Jahren“ sind im Arbeitskontext eine seltene Ruhephase. Viele Kolleg:innen sind im Urlaub, Kund:innen haben vielleicht sogar Betriebsferien, doch falls das nicht der Fall ist, muss ja immer noch jemand erreichbar sein. So ganz allein im Büro stellt sich dann die Frage: Was soll man mit dieser wertvollen, ruhigen Zeit anfangen? Sie eignet sich perfekt für Aufgaben, die im stressigen Tagesgeschäft regelmäßig hinten runterfallen: Aufräumarbeiten aka Chimney Sweeping. Sie sind selten glamourös, bringen aber langfristig enorm viel – für Effizienz, Zusammenarbeit und Fokus im neuen Jahr.
Statt jetzt neue Projekte zu starten oder hektisch schon am nächsten großen Wurf zu arbeiten, lohnt sich ein Blick zurück und nach innen. Denn Ordnung in Strukturen, Inhalten und Tools ist einer der unterschätztesten Wachstumsermöglicher im Marketing.
Chimney Sweeping – was ist das?
Chimney Sweeping (auch bekannt als Content Chimney, Chimney Pages oder SEO-Aufräumarbeiten) steht im Marketing sinnbildlich für Aufgaben, die wichtig, aber nicht dringend sind, im Alltag oft liegen bleiben, aber langfristig Performance, Effizienz und Sichtbarkeit verbessern. Die Zeit zwischen den Jahren eignet sich dafür ideal: Der operative Druck ist geringer, Kampagnen laufen aus oder sind pausiert, und viele Teams nutzen diese Phase für strategisches Aufräumen, Refactoring und Optimierung.
Der Mehrwert von diesen Aufräumarbeiten: Sie können ohne große Abstimmung erledigt werden und erleichtern den Start in Q1 enorm.
Aufräumarbeiten im Marketing: Kleine Schritte mit großer Wirkung
Wenn von Aufräumen die Rede ist, denken viele zuerst an verstaubte Kampagnen oder alte KPIs. In Wahrheit geht es um viel mehr. Marketingarbeit passiert heute in Cloud-Ordnern, Postfächern, Tools, Präsentationen und Prozessen. Genau dort entstehen Reibung, Suchaufwand und unnötige Abstimmungen.
Die folgenden sechs Aufräumarbeiten lassen sich ohne große Abstimmungsrunden umsetzen. Sie brauchen vor allem eines: etwas Zeit und die Bereitschaft, Dinge kritisch zu hinterfragen.
1. Interne Dokumentstrukturen entrümpeln
Ob SharePoint, Google Drive, Teams oder Dropbox, fast jedes Marketingteam kennt das Problem: Ordnerstrukturen sind historisch gewachsen, doppelt vorhanden oder schlicht unlogisch. Dateien heißen „final_v3_neu_final2“ und niemand weiß mehr, was davon aktuell ist.
Zwischen den Jahren kannst Du hier ansetzen. Ziel ist keine perfekte Ordnung, sondern eine klare, nachvollziehbare Struktur, mit der auch neue Kolleg:innen sofort zurechtkommen. Einheitliche Benennungen, weniger Ordner-Ebenen und ein klares Prinzip pro Projekt oder Jahr reichen oft schon aus, um die tägliche Suchzeit drastisch zu reduzieren.
Der Effekt zeigt sich meist erst später, aber dann umso deutlicher: weniger Rückfragen, weniger Chaos, mehr Überblick.
2. Alte Inhalte sichten und bewerten
Blogartikel, Landingpages, Whitepaper, Präsentationen: Marketing produziert Inhalte am laufenden Band. Doch nur selten wird regelmäßig überprüft, ob sie noch aktuell, relevant oder überhaupt noch genutzt werden.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine ehrliche Bestandsaufnahme. Welche Inhalte sind veraltet? Welche performen nicht mehr? Und welche schlummern mit viel Potenzial irgendwo im Archiv? Aufräumarbeiten im Marketing bedeuten hier nicht automatisch Löschen. Oft reicht es, Inhalte zu aktualisieren, zusammenzuführen oder neu zu positionieren. Hier lohnt sich auch ein Blick in Google Analytics: Wie genau performt der Beitrag überhaupt?
Dieser Schritt zahlt doppelt ein: auf bessere Nutzererlebnisse und auf effizientere Content-Arbeit im kommenden Jahr.
3. Postfach aufräumen – egal wie langweilig es klingt
Ein überfülltes Postfach ist im Arbeitsalltag fast schon Normalzustand. Wir alle kennen den Kollegen oder die Kollegin mit tausenden ungelesenen E-Mails im Posteingang. Newsletter, CC-Schleifen, alte Projekt-Threads, interne Verteiler … da sammelt sich einiges an und erzeugt permanenten mentalen Lärm.
Zwischen den Jahren hast Du die Chance, nicht nur aufzuräumen, sondern neue Regeln zu etablieren. Newsletter abbestellen, die Du nie liest. Alte Konversationen archivieren. Filter und Regeln einrichten, damit wichtige Mails sichtbar bleiben. Und Dir bewusst machen, welche Kommunikation wirklich per Mail laufen muss.
Ein aufgeräumtes Postfach sorgt für Fokus, schnellere Reaktionen und weniger Stress im Alltag.
4. Tool-Landschaft kritisch prüfen
Ein Marketing-Tool kommt selten allein und geht noch seltener wieder. CRM-Erweiterungen, Social-Tools, SEO-Software, Projektmanagement-Lösungen: Vieles wird eingeführt und danach nicht mehr konsequent hinterfragt. Chimney Sweeping bedeutet hier, einmal ehrlich zu sein. Welche Tools nutzt Du aktiv? Welche nur sporadisch? Und welche laufen eigentlich nur noch mit, kosten Geld oder Aufmerksamkeit, bringen aber keinen echten Mehrwert? Zwischen den Jahren kannst Du ohne Verkaufsdruck analysieren, konsolidieren und priorisieren. Oft reicht es schon, sich auf weniger Tools zu konzentrieren, diese aber richtig zu nutzen.
5. Vorlagen, Templates und Assets aktualisieren
Präsentationen, Angebotsfolien, E-Mail-Templates oder Social-Media-Vorlagen sind das tägliche Handwerkszeug im Marketing. Gleichzeitig altern sie leise. Design, Tonalität oder Inhalte passen plötzlich nicht mehr zur aktuellen Positionierung, werden aber weiterhin genutzt.
Jetzt ist der richtige Moment, diese Assets zu prüfen. Stimmen Sprache und Aussagen noch? Sind Zahlen aktuell? Spiegelt das Design noch das wider, wofür Ihr stehen wollt? Oder auch solche Kleinigkeiten wie: Sind die Daten noch aktuell? Muss das Jahr gewechselt werden? Aufgeräumte, aktuelle Vorlagen sparen im neuen Jahr enorm viel Zeit und verhindern peinliche Inkonsistenzen nach außen.
6. Content-Doppelungen abbauen
Gleiche Inhalte an mehreren Stellen sind ein Klassiker: ähnliche Blogartikel, doppelte Landingpages, PDFs mit identischem Kern. Das kostet Pflegeaufwand, verwirrt Nutzer:innen und schwächt langfristig die Sichtbarkeit.
Aufräumen heißt hier, Inhalte zusammenzuführen, klar zu priorisieren und Redundanzen abzubauen. Weniger, dafür besser strukturierter Content ist fast immer die bessere Lösung für SEO, UX und interne Prozesse. Vor allem in Hinblick auf Google sollte Duplicate Content nämlich unbedingt vermieden werden.
Warum diese Aufräumarbeiten im Marketing so wirkungsvoll sind
Diese sechs Aufgaben wirken auf den ersten Blick unspektakulär. Genau darin liegt aber ihre Stärke. Sie reduzieren Komplexität, schaffen Klarheit und machen Marketing-Arbeit leichter. Besonders in wachsenden Teams oder bei Übergaben sind aufgeräumte Strukturen ein echter Produktivitätshebel. Außerdem hat zwischen den Tagen niemand den Kopf für große Strategien und aufwendige Arbeitsprozesse. Einfaches Aufräumen bekommt jeder hin.
Wer hier investiert, spart im neuen Jahr Zeit, vermeidet Fehler und kann sich stärker auf strategische Themen konzentrieren – statt permanent Ballast mitzuschleppen.
Bildquellen
- Aufräumarbeiten: DALL-E
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