Eines der beliebtesten Content Management Systeme (CMS) ist das Open-Source-CMS TYPO3. Die lizenzkostenfreie Software wird für große Webauftritte mit hunderten Seiten wie das Partnerportal der Deutschen Post oder die Website von Leaseplan ebenso eingesetzt wie für den Betrieb der Internetseiten zahlloser kleiner und mittlerer Unternehmen. Dabei stellen Mittelständler allein aufgrund ihrer Größe teilweise ganz andere Anforderungen an ihr CMS als Konzerne. Dass TYPO3 in beiden Fällen zum Einsatz kommt, liegt auch daran, dass es sich dank unzähliger Extensions und aufgrund seines offenen Quellcodes an fast alle Anforderungen anpassen lässt.
Ist TYPO3 also das perfekte Allround-CMS?
Gerade in großen Unternehmen wird Open-Source-Software teilweise kritisch betrachtet, da kein Unternehmen dahintersteht, das die Verantwortung für die Weiterentwicklung trägt, sondern eine Entwickler-Community. Aber gerade durch die riesige und engagierte Community konnte sich TYPO3 zu einem derart vielfältig einsetzbaren CMS entwickeln. Der offene Quellcode erlaubt es jedem, das System an seine Bedürfnisse anzupassen. Heute gibt es kaum eine Anforderung, die sich in TYPO3 nicht umsetzen lässt.
Allerdings ist das CMS damit auch zu einem komplexen System herangewachsen, das entsprechend viel Einarbeitung erfordert. Deshalb sind Unternehmen gut beraten, sich für ein TYPO3-Projekt einen Partner zu suchen, der das CMS gut kennt und Erfahrung in der Umsetzung großer Webprojekte hat. Denn mangels Hersteller ist diese Webagentur der einzig verantwortliche Ansprechpartner. Dafür kann eine Agentur bei einem TYPO3-Projekt in der Regel schneller und individueller auf die Anforderungen eingehen als ein kommerzieller CMS-Anbieter.
zentral gepflegt und ständig aktuell
Gute Kontakte der Agentur zur Community sind ein zusätzlicher Bonus und erleichtern später die Wartung des Systems. Durchgeführte Änderungen und Bugfixes fließen dann in die Codebasis zurück und alle Anwender profitieren von einer zentral gepflegten und ständig aktuellen Softwarebasis. Im Betrieb macht sich das durch eine hohe Stabilität sowie Sicherheit und geringe Wartungskosten bemerkbar. Übernimmt zudem ein auf TYPO3 spezialisierter Rechenzentrumsdienstleister das Hosting, entsteht für den Kunden praktisch kein Administrationsaufwand.
Während TYPO3 bei der Auslieferung statischer Inhalte glänzt und dank moderner Caching-Techniken auch hohe Last gut bewältigt, ist die Performance bei massiv interaktiven Webapplikationen nicht zufriedenstellend. Diese Schwäche teilt TYPO3 mit allen CMS, die auf relationalen Datenbanken aufbauen. Um etwa Gewinnspiele mit vielen Datenbewegungen umzusetzen, ist es ratsam, diese Elemente in einer anderen Technologie zu implementieren. Diese lassen sich dann in eine bestehende TYPO3-Website integrieren. Auch Daten aus anderen Systemen wie etwa SAP können leicht über Schnittstellen oder Webservices in TYPO3 eingebunden werden.
Revisionssicherheit Fehlanzeige
Die revisionssichere Nachverfolgung von Änderungen bereitet in TYPO3 Schwierigkeiten. Banken oder andere Unternehmen, die alle Veränderungen an ihren Websiteinhalten nachvollziehen können müssen, stehen vor der Wahl, entweder einen relativ komplizierten, revisionssicheren Backup-Prozess zu implementieren oder eben ein anderes CMS einzusetzen.
Abhängig von den Redaktionsabläufen und Arbeitsweisen im Unternehmen kann es sich auch als Nachteil erweisen, dass Redakteure in TYPO3 Inhalte nur über eine Weboberfläche editieren können. Dadurch können sie zwar per Webbrowser von überall aus auf das Redaktionssystem zugreifen, aber offline editieren ist ausgeschlossen. Außerdem besteht abhängig von der Internetverbindung immer eine gewisse Latenz. Ein weiterer Nachteil der Weboberfläche ist, dass sie sich nicht in dem Maße individuell anpassen lässt, wie eine lokal installierbare Anwendung. Einzelne Arbeitsabläufe wie Freigabeprozesse lassen sich dagegen bestens in TYPO3 abbilden und ein ausgefeiltes Berechtigungssystem stellt sicher, dass Mitarbeiter nur die Bereiche verändern können, für die sie autorisiert sind.
Backend in 51 Sprachen
Insbesondere für Großunternehmen und Konzerne ist die Mehrsprachigkeit ihrer Internetauftritte, aber auch des Backends, ein wichtiges Thema. TYPO3 unterstützt von Haus aus 51 Sprachen und auch sehr viele Extensions sind in zahlreichen Sprachen verfügbar. Außerdem lassen sich viele professionelle Übersetzungsprogramme leicht in TYPO3 einbinden.
Welches nun das richtige CMS für ein geplantes Projekt ist, entscheiden am Ende immer die Anforderungen im Einzelfall. TYPO3 eignet sich für sehr viele Szenarien – von der Internetseite eines kleinen Handwerkers bis hin zum Konzernauftritt, in dem alle Fachabteilungen mit einem eigenen Portal vertreten sind – aber eben nicht für alle. Die überwiegende Mehrheit der Anforderungen lässt sich in TYPO3 sehr effizient umsetzen und wo dies nicht der Fall ist, lassen sich ergänzende Technologien leicht einbinden. Das CMS ist von Haus aus vielseitig und darüber hinaus sehr flexibel erweiterbar. Stärker als bei einem proprietären CMS entscheidet jedoch die Qualität der ausführenden Agentur darüber, wie gut ein TYPO3-Projekt gelingt.
(+) – Stabilität – Sicherheit – Skalierbarkeit – Kompatibilität – Erweiterbarkeit – Sprachunterstützung – engagierte Community – geringe Wartungskosten – ständige Weiterentwicklung – lizenzkostenfrei – Open Source – hohe Performance bei statischen Inhalten – Abbildung individueller Redaktionsprozesse (-) – Komplexität – Revisionssicherheit – Redaktionssystem nur online – Open Source – kein Hersteller als Ansprechpartner – durch SQL-Unterbau Performanceschwächen bei interaktiven Inhalten
Bildquellen
- Typo3 Logo: typo3.org
Vielen Dank für den Artikel!
Insbesondere was die Schwächen angeht, würde ich allerdings einiges ergänzen.
1. Ich kann Updates vom Hoster einspielen lassen, und das klappt auch mitunter ganz gut. Bei größeren Versionssprüngen kann es mir allerdings insbesondere bei selbst angepassten Extensions passieren, dass ich Probleme bekomme, weil manches nicht mehr funktioniert. In der Anpassbarkeit liegen also auch Gefahren.
2. Abgrenzung nach „unten“
Einfache Webprojekte mit wenigen Seiten lassen sich sicherlich mittlerweile besser mit WordPress umsetzen. Das gilt zum einen für den Programmieraufwand, als auch für die Pflege der Website. Wenn man als Online-Redakteur erstmal fit in Typo3 ist, spielt es keine große Rolle mehr – aber für Einsteiger ist der Schulungsaufwand schon höher als bei WordPress oder auch Contao.
3. Abgrenzung nach „oben“
Versionierung, eine komplett eigenständige Preview-Umgebung für Kunden, wirklich komfortable Freigabeprozesse, Integration externer Anwendungen – da hat Typo3 Grenzen und teure Bezahlsysteme wie Coremedia oder FirstSpirit spielen hier ihre Stärken aus.
SQL als Unterbau sehe ich nicht als Schwäche an. Wer weitere Funktionen benötigt, die mit einer NoSQL Datenbank besser umsetzbar wären kann hier ja auch auf MongoDB setzen. Abgesehen davon – gerade kleine Webseiten sind sehr gut und schnell mit Typo3 umsetzbar. Allerdings – erst ab Version 6.2.
Von allen negativen Punkten sehe ich vor allem die Einarbeitungshürde nur als ein vorläufiges Problem. Vergleicht man Typo3 mit WordPress, dann ist es eindeutig schwerer und scheinbar umständlicher, aber die Umsetzungsmöglichkeiten mit Typo3 sind entsprechend auch größer!
Die aufgeführten Vor- und Nachteile lassen sich sicher noch unendlich erweitern und gegeneinander aufheben. Das kein Unternehmen hinter TYPO3 steckt, sondern eine Vereinigung finde ich einen großen Vorteil. Schliesslich ist das Geschäftsmodell vieler Agenturen TYPO3 und diese sind interessiert das Produkt am Markt weiter zu platzieren und „Up2Date“ zu halten.
Auch die Komplexität ist ein großer Vorteil, hat man die Systematik des Backend einmal verstanden, lassen sich praktisch alle Inhalte und Extensions bedienen. Sicher ist diese Komplexität für eine kleine Unternehmensseiten nicht zielführend, dafür ist dieses System aber auch nicht entwickelt.
Im Gegensatz zu vielen anderen offenen Systemen verfügt TYPO3 über ein Framework unter dem System mit dem sich praktisch alle denkbaren Webanwendungen entwickeln und mit einem Backend steuern lassen. Kennt man sich mit dem System aus und kann die Schwächen sicher umschiffen, gibt es fast keine Grenzen in der Entwicklung von Webseiten und vor allem angebundenen Webanwendungen.