Open Source Shopsystem: E-Commerce wird immer bedeutender. Bei einigen großen Versandhäusern haben die Web-Umsätze Größenordnungen erreicht, die vor nicht allzulanger Zeit noch undenkbar waren. Otto und Neckermann generieren bereits den größeren Teil der Umsätze übers Web.
Aber nicht nur bei den großen ist das Web kaum mehr wegzudenken. Auch für kleinere und mittlere Unternehmen gehört ein Online-Shop mittlerweile schon fast zum guten Ton. Dabei buhlen eine Vielzahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Systemen um die Gunst der Shopbetreiber. Gerade im letzten halben Jahr hat sich hier nochmals einige getan, so dass wir die Gelegenheit nutzen möchten und nachfolgend einige Open Source Shopsysteme vorstellen möchten. Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Beginnen möchte wir mit dem „Urvater“ aller Open Source Shopsysteme:
OsCommerce – Open Source Shopsystem
OsCommerce bietet seit vielen Jahren eine vernünftige, relativ leicht einzurichtenden Basis und somit kostengünstige Möglichkeiten für einen Online-Shop. Nachfolgend ein Auszug aus den Features:
- Unbegrenzte Anzahl an Produkten und Kategorien
- Unterstützung von unterschiedlichen Währungen
- OsCommerce eignet sich sowohl für echte (greifbare), als auch für virtuelle Produkte (z.B. Software oder eBooks)
- Objektorientiertes Backend
- Anpassbare Zahlungs- und Versandoptionen
- Vielfältige Schnittstellen zu Bezahldiensten (unter anderem Paypal)
Mehr zu den Features findet man auf der OsCommerce-Webseite
Das „Problem“ bei OsCommerce liegt darin, dass sich das Layout der Software nicht wirklich gut anpassen lässt, da hier noch auf Tabellen gesetzt wird. CSS und OsCommerce sind demnach erstmal zwei absolute Gegensätze.
Der Vorteil von OsCommerce besteht in einer soliden und recht einfachen Programmstruktur mit allen notwendigen Features, die man für einen vernünftigen Webshop benötigt. Mit der Software ist somit ein recht schneller und kostengünstiger Einstieg in den eCommerce möglich.
Auch die Anforderungen an die Hardware sind sehr überschaubar, so dass sich mit OsCommerce selbst Shops mit vielen Tausend Produkten mit einer minimalen Serverausstattung realisieren lassen.
Obwohl es Shops mit OsCommerce in den unterschiedlichsten Ausprägungen gibt, eignet sich die Software tendenziell doch eher für einfachere Shop-Projekte, da man gerade was das Layout anbelangt einige Kompromisse eingehen muss. OsCommerce gehört aber sicherlich zu den ausgereiftesten Systemen am Markt.
ZenCart – Open Source Shopsystem
ZenCart ist zwar bei weitem nicht so verbreitet wie OsCommerce, was jedoch grundsätzlich nichts Negatives bedeuten muss. Leider gibt die Webseite nicht wirklich viel Informationen her. Bei der weiteren Recherche zeigt sich jedoch schnell, dass es ZenCart durchaus in sich hat.
Der Funktionsumfang kann problemlos mit OsCommerce mithalten, das Tool bietet – abgesehen von den einschlägigen Standard-Funktionalitäten zum Teil noch weitere, nützliche Features.
- Unbegrenzte Anzahl an Produkten und Kategorien
- Umfangreiche Zahlungsvarianten und –schnittstellen
- Unterschiedliche Layouts pro Kategorie
- Umfangreiche Rabatt- und Aktionsmöglichkeiten
- Newsletter und Artikelerinnerung
- Änderungen am PHP-Code können bei Updates geschützt werden
- Statistikfunktionen
- und vieles mehr…
Im Gegensatz zu OsCommerce kommen bei ZenCart moderne CSS-Templates zum Einsatz, die eine umfangreiche und problemlose Anpassung des Layouts ermöglichen.
ZenCart ist sicherlich eine etwas „exotischere“ Shop-Variante, die sich jedoch durch umfangreiche Features, ein modernes Template-System und zahlreiche Module auch für umfangreichere Shop-Lösungen geeignet ist. Eine deutsche Sprachversion ist natürlich auch verfügbar.
xt:Commerce
Bei xt:Commerce handelt es sich um eine Weiterentwicklung des altbekannten OsCommerce, bei dem man jedoch deutlich mehr Layoutmöglichkeiten hat, da Layout und Funktionalitäten getrennt wurden. Hier muss beachten werden, dass die Software als Open Source Tool kostenlos heruntergeladen und verwendet werden kann, was auf der Webseite so möglicherweise nicht rüberkommt. Der Funktionsumfang von xt:Commerce lässt kaum Wünsche offen und kann durchaus mit teuren eCommerce-Lösungen mithalten:
- Unterschiedliche Kundengruppen
- Umfangreiches, anpassbares Versand- und Zahlungsmodul
- Integriertes Content Management System für statische Seiten
- Bannermanager
- Staffelpreise und Sonderangebote
- Verkauf von digitalen Downloadprodukten
- Rechtesystem für Produkte und Kategorien
- Import-/Export-Funktionalitäten
Darüber hinaus besticht xt:Commerce durch eine Vielzahl an verfügbaren Schnittstellen zu Online-Shopping-Portalen und Preissuchmaschinen (z.B. Google Base, Milando, Geizhals, billiger.de).
Unterschiedliche Zahlungsmodule gewährleisten einen reibungslosen und problemlosen Einsatz bzw. die notwendigen Zahlungsabwicklung (z.B. Paypal, iPayment, Worldpay, Click & Buy).
Grundsätzlich kann der Shop vollständig individuell angepasst werden. Hier muss jedoch erwähnt werden, dass dies aufgrund der Programmstruktur von xt:Commerce negative Auswirkungen auf die Updatefähigkeit des Tools haben kann.
Zusammen mit OsCommerce gehört xt:Commerce zumindest im deutschsprachigen Raum zu der am häufigsten eingesetzten Open Source Shopsoftware. Folglich gibt es zahlreiche Dienstleister die xt:Commerce Support anbieten.
2. Teil: Weitere Open Source Shopsysteme
Magento
Um Magento wird in den letzten Monaten einiges an Wirbel veranstaltet. Bereits während der Beta-Phase wurde das Tool mehr als 200.000 mal heruntergeladen. Das erste offizielle Release von Magento ist seit 31.03.08 verfügbar. Hinter Magento steht das eCommerce-Unternehmen Varien aus Los Angeles.
Daher gerhört Magento auch zweifelsohne zum modernsten was an eCommerce-Lösungen derzeit verfügbar ist. Die Software ist “vollgestopft” mit interessanten Features und baut auf dem ZEND-Framework auf. Damit ist eine saubere Programmarchitektur sowie problemlose Erweiterbarkeit bei gleichzeitiger Updatefähigkeit gegeben.
Ein Auszug aus der Featureliste:
- Google-Analytics Integration
- RSS-Feeds für neue Bestellungen sowie für knappe Lagerbestände
- Umfangreiche, anpassbare Reports
- Layered Navigation
- Produktvergleich
- Produkt Reviews
- Schnittstellen zu zahlreichen Payment-Anbietern
- Single Page Checkout
- Umfangreiche und anpassbare Import- und Exportfunktionen
- Saubere URLs und individuelle Metatags, sowie XML-Sitemap
- uvm.
Obwohl Magento erst seit kurzem auf dem Markt ist, macht die Software bereits einen sehr soliden Eindruck. Die Geschwindigkeit während der Entwicklung wird bislang auch beim Bugfixing und der Weiterentwicklung beibehalten, so dass sich Magento mit ziemlicher Sicherheit sehr gut weiterentwickeln wird.
Zwei Dinge sollte man bei Magento jedoch beachten und für sich abwägen. Zum einen ist es so, dass der Framework-Ansatz höchstmögliche Flexibilität und Skalierbarkeit ermöglicht. Die “erkauft” man sich jedoch mit einem erhöhten Hardwarebedarf. Wer also nur einen kleinen Hobby-Shop plant oder erstmal ins eBusiness reinschnuppern möchte, der ist bei Magento höchstwahrscheinlich falsch aufgehoben. Die Software erfordert iedealerweise einen eigenen Server und auch die Anpassungen erfordert etwas mehr Aufwand als dies z.B. bei OsCommerce der Fall ist.
Ein anderer Gesichtspunkt, den es beachten gilt, liegt in der Tatsache dass bei Magento für den deutschen Markt noch nicht die Schnittstellen (insbesondere Payment) vorhanden, wie dies zum Teil bei der Konkurrenz der Fall ist. Hier wird Varien sowie die Magento-Partner aber sicherlich sehr bald nachlegen.
Für die kommende Erweiterung steht u.a. die Unterstützung von virtuellen Produkten (eBooks, Software etc.), eine Web Services API, Bundles, sowie eine Geschenkfunktionalität in der Roadmap.
FWP Shop
Bei FWP Shop handelt es sich um eine recht neue Open Source Shoplösung aus Deutschland. Demzufolge kann das Tool auch ohne großen Anpassungs- oder Änderungsaufwand für deutsche Online-Shops eingesetzt werden und sollte auch die hierfür rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten.
FWP Shop ist templatebasiert, wodurch auch der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt sind. Gerade der Support wird bei FWP Shop groß geschrieben. Für die Software gibt es ein deutschsprachiges Forum sowie eine entsprechende Dokumentation, so dass der Einstieg hier relativ problemlos erfolgen sollte. In dringenden Fällen steht zusätzlich eine kostenpflichtige Hotline zur Verfügung. Für größere Shops bietet sich darüber hinaus ein sog. Premium-Support an, bei dem dann eine normale Telefonnummer, ein Rückrufservice, sowie unbegrenzter Email-Support mit kürzeren Reaktionszeiten zur Verfügung steht.
Der Funktionsumfang ist vergleichbar mit anderen Shopsystemen wobei hier zum Teil noch einige interessante Zusatz-Features angeboten werden:
- Geschenkverpackungen
- Anbindung an Preisvergleichsportale
- Inventur
- Umfangreiche CRM-Funktionalitäten
- Zahlungsabgleich mit Bankkonto
- Verwaltung von Rücksendungen
- Statistikfunktionen
- Produktbewertungen
- Saubere URLs und anpassbare Metatags
- uvm.
Die Software wird laufend weiterentwickelt, wobei für die Zukunft eine eBay-Schnittstelle, die Verwaltung von digitalen Produkten sowie eine Anbindung an Warenwirtschaftssysteme geplant ist.
PrestaShop
Mit Prestashop steht ein weiterer brandneuer Open Source Shop aus Frankreich am Start. Die Software macht auf den ersten Blick einen recht aufgeräumten und frischen Eindruck, so dass gerade Einsteiger und Neulinge sich relativ schnell zurecht finden werden. Bislang ist die Software jedoch nur in Englisch und Französisch erhältlich, wobei die Sprache jedoch über Language-Packs individuell angepasst werden kann.
Der Shops lässt sich ohne größere Aufwände praktisch vollständig anpassen, so dass auch der Einsatz im “etwas” komplexeren deutschen Rechtsraum möglich sein sollte. Über Module soll eine problemlose Erweiterbarkeit ermöglicht werden.
Neben den altbekannten Standardfunktionen einer modernen Shopsoftware hier noch ein paar Features:
- Meldungen per SMS/Text-Messages
- Bar Codes
- Kontextsensitive Hilfe
- Suchmaschinenfreundliche URLs
- Zoombare Produktbilder
- Saubere URLs und individuelle Metatags
- RSS-Feed
- uvm.
Tendenziell eignet sich Prestashop eher für kleinere bis mittlere Shops. Hier besticht die Software aber durch interessante Features, gute Anpassbarkeit und eine einfache Bedienung. Auch eine Anbindung an Payment-Anbieter ist vorhanden, wobei Paypal vorkonfiguriert ist.
DashCommerce
Bei DashCommerce handelt es sich um einen Exoten in unserer Shopliste. Während die anderen Softwaretools auf PHP basieren, vertraut DashCommerce aus ASP.NET. Microsoft und Open Source? Gibt es anscheinend doch – es handelt sich hier um den Nachfolger des Microsoft Commerce Start Kit.
Einige Features in der Übersicht
- Konfigurierbares Content Management System
- Drop-In Content Widgets
- Anpassbare Versandoptionen
- Single Page Checkout
- Bestellbestätigungssystem per Email
- uvm.
Durch den ASP-Ansatz fällt die Community doch deutlich übersichtlicher aus, als die bei den anderen Systemen der Fall ist. Insofern wird auch der Support etwas schwieriger vonstatten gehen.
Als Payment-Anbieter ist derzeit nur Paypal verfügbar. Sollten andere Schnittstellen benötigt werden, muss sich der Shopbetreiber selbst darum kümmern.
Wer auf eine Microsoft-Umgebung bzw. ASP.NET zurückgreifen möchte (muss), sollte sich DashCommerce einfach mal ansehen.
LiteCommerce
Bei LiteCommerce handelt es sich um eine leicht abgespeckte Version der Shopsoftware X-Cart. LiteCommerce kostet einmalig $ 109.-. Dafür bekommt man ein solides Softwareprodukt, bei dem 97% des Quellcodes offen ist. Das Tool bringt alles mit, was einen Onlineshop ausmacht und ist recht schnell angepasst. Es sind auch einige Schnittstellen zu Payment-Anbietern verfügbar (u. a. Paypal, Google Checkout).
Auch die Bedienung erscheint recht intuitiv und übersichtlich. LiteCommerce eignet sich tendenziell aber eher für kleinere Shops.
X-Cart ( www.x-cart.com ) hingegen kostet einmalig ab $ 209.-. Dafür ist dann der komplette Quellcode verfügbar. Das Tool eignet sich sowohl für kleinere als auch umfangreicher Shops und bringt einiges an Funktionalität mit.
Nachfolgend einige Features:
- Zahlreiche Schnittstellen zu Payment-Anbietern
- Integrierter Template Editor
- Bulk-Upload-Funktion
- Control Panel für Windows (inkl. Backup-Funktion)
- Modulbasierte Architektur
- uvm.
Bei LiteCommerce handelt es sich um ein Softwareprodukt, das primär für den amerikanischen Markt gedacht ist. Dies bedeutet, dass beim Einsatz in Deutschland – gerade was die Kaufabwicklung und rechtliche Dinge anbelangt – einige Anpassungen vorgenommen werden müssen. Der Vollständigkeithalber sollte auf dieses Tool aber dennoch hingewiesen werden, da es bereits seit längerem am Markt besteht.
VirtueMart
Bei VirtueMart handelt es sich um eine Open Source E-Commerce Software, die für den Einsatz mit dem Content Mangement System Joomla! entwickelt wurde und in einer klassischen PHP/MySQL Umgebung zum Einsatz kommt. Auch VirtueMart bringt neben den Standard-Features bereits alles mit, was einen vernünftigen Shop ausmacht:
- Flexible Attribute je Produkt (Farbe, Größe etc.)
- Order-Management mit Bestellhistorie, Kundenbestätigung und Editierfunktion
- Leistungsfähige Suchfunktionen
- Performante Produktübersicht, die einen schnellen Kaufvorgang unterstützt
- Anzeige der Produktverfügbarkeit
- Unterstützung unterschiedlicher Währungen mit Echtzeit-Umrechnung
Auch dieses Tool unterstützt bereits unterschiedlichste Zahlungsvariante: authorize.net, PayPal, 2Checkout, eWay, Worldpay, PayMate und NoChex.
Sofern sie Joomla bereits einsetzen ist die Installation von VirtueMart in wenigen Minuten erledigt. Die Administration Ihres Shops erfolgt dann über das Joomla-Backend. Joomla-User werden sich daher sehr schnell zurecht finden.
VirtueMart ist daher prädestiniert für Seitenbetreiber, die Joomla bereits im Einsatz haben und Ihren bestehenden Webauftritt um einen Webshop ergänzen möchten.
Fazit zu Open Source Shopsystemen
Während in den letzten Jahren nur wenige Alternativen im Open Source Shopbereich verfügbar waren, ist besonders in den vergangenen 12 Monaten frischer Schwung in diesen Bereich gekommen. Mittlerweile gibt es echte Alternativen zu den “Veteranen” OsCommerce und xt:Commerce, wobei jeder Shopbetreiber vorab seine Wünsche, Ziele und auch Budgets abstecken muss anhand dessen man dann das geeignete System auswählen kann.
Durch den Start der neuen Systeme wie Magento oder FWP Shop werden unserer Meinung nach die bestehenden Tools nicht vollständig abgelöst. Es wird vielmehr zu Parallelwelten kommen, bei der OsCommerce und xt:Commerce tendenziell eher für einfachere Shoplösungen zum Einsatz kommen (einfach heißt hier nicht klein!) und Magento den Part einer Enterprise-Lösung übernehmen wird, die mehr Hardware und mehr Entwicklungsaufwand verlangt. Dafür erhält man dann aber höchstmögliche Skalierbarkeit und Modularität gepaart mit einer intelligenten Programmlogik und interessanten Features. FWP Shop könnte sich in diesem Szenario als lachender Dritter erweisen, der gerade für den Einsatz im deutschen Markt eine recht ansprechende Basis bildet.
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