Der Standard Web: Die Nutzung von RSS-Feed mit einem RSS-Reader dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein. Doch diese Art der Nutzung ist nur ein Beispiel von vielen unterschiedlichen Verwendungs-Szenarien. Nachfolgend wird in drei Teilen skizziert, welche verschiedenen RSS-Anwendungsformen es gibt. Dies reicht von der einfachen Nutzung als Feed bis hin zur Simulation von IPTV-Anwendungen.
Teil 1: Anwendungsbereiche
RSS bedeutet zwar „Really Simple Syndication„, aber es ist in erster Linie ein standardisiertes XML-Format. Daraus ergeben sich einige Konsequenzen:
- Es geht bei RSS nicht nur um Content-Syndikation
- Die Geschäftsmodelle rund um RSS sind nicht auf den Einsatz von RSS-Feeds in herkömmlichen RSS-Readern begrenzt
- RSS ist ein Standard, der in beliebigen Frontends und/oder Kanälen genutzt werden kann
Mit RSS ist es wie beim sprichwörtlichen Eisberg: Ein geringer Teil der Anwendungsmöglichkeiten ist für den normalen User sichtbar – der weitere Rest ist fast nur für Techniker als RSS identifizierbar. Dadurch wird die Bedeutung des Formats gerne unterschätzt.
Nachfolgend ein Überblick über den Status Quo mehr oder weniger bekannter Einsatzformen von RSS.
RSS und WEB 2.0
Spätestens 2006 erfuhr RSS eine neue Aufmerksamkeit: Als einer von vielen Elementen vom so genannten „WEB 2.0„. Ein weiterer Begriff der WEB 2.0-Welt ist der „Long Tail„, der mit RSS in engem Zusammenhang steht.
Der Long Tail des WEB 2.0
Unter dem so genannten Long Tail versteht man die Verschiebung weg von wenigen starken in Richtung vieler kleiner Kanäle und Angebote.
Mit den Worten der Guerilla gesprochen:
Der Long Tail ist die „Strategie der tausend medialen Nadelstiche“. Viele kleine markenlose Angebote machen z.B. den großen etablierten Marken-Angeboten immer mehr zu schaffen. Blogs und Communities sind dafür ein Beispiel.
Die Zersplitterung findet aber nicht nur im Hinblick auf Anbieter, sondern auch im Hinblick auf Kanäle und Frontends ein und des gleichen Anbieters statt. Neben dem „großen Portal“ kommt es also zu immer mehr Nebenanwendungen, die häufig auf RSS basieren.
Beispiele für RSS-Verwendung im „Long Tail“
RSS ist jenes technische Format, das sich hinter vielen verschiedenen Möglichkeiten des WEB 2.0 Long-Tail verbirgt:
1. Die neuste Browsergeneration wie Firefox oder IE 7 ermöglichen RSS-Identifizierung (oranges RSS-Logo) und dessen direkte Darstellung (nur Content)
2. Mobile Angebote lassen sich perfekt mit leichten RSS-Inhalten kombinieren
3. Podcasts beruhen nahezu vollständig auf RSS-Standards
4. Blogs und Communities liefern in sehr vielen Fällen Inhalte als RSS
5. Sog. MashUp’s arbeiten meist (auch) auf RSS-Basis
6. Sog. Wikis können sehr gut mit RSS kombiniert werden
7. Viele Desktop- und Alert-Tools (Widgets/Gadgets) nutzen RSS-Contents
8. Sogar in der virtuellen Welt des Second Life wird RSS genutzt
9. Als Austausch-/Syndikatsformat wird RSS ohnehin seit Jahren genutzt
10. Künftig könnte RSS als Treiber des Themas IPTV eine wichtige Rolle zukommen
11. Generell ist der Wechsel von Pull- zu Push-Inhalten über RSS ein Zukunftstrend
RSS-Feeds bei Mitfahrzentrale.de
Die Feeds einer bestimmten Fahrtstrecke können bei der Mitfahrzentrale abonniert und mit der neuesten Browser-Generation jederzeit einfach abgerufen werden. Erkennbar sind RSS-Feeds am orangen Logo. Mitfahrzentrale.de promoted RSS sehr offensiv direkt auf der Homepage.
RSS-Feeds, Video- und Audio-Podcast auf protopage.com
Auf Seiten wie protopage.com kann man Dank Ajax und RSS seine eigene Homepage medienübergreifend zusammenbauen: News, Videos, Audios verschiedener Anbieter werden individuell komponiert – kein Problem.
RSS-Feeds mit und ohne Medien in Second Life
RSS-Feeds können in Applikationen aller Art verwendet werden – auch in Second Life. Dort werden auf diese Art und Weise News z.B. von BBC auf öffentlichen Displayflächen angezeigt. Auch streaming Audio und Video können mittels RSS in Second Life dargestellt werden.
RSS-Feeds und Desktop Widgets bzw. Gadgets
Nicht erst seit Windows Vista ein Thema: Desktop Tools (sog. Widgets oder Gadgets) bringen News direkt auf den Desktop. Auf Mac ist dieses Frontend schon seit Jahren etabliert. Doch mit Windows Vista und der Scripting API für Gadgets wird das Thema im Hinblick auf RSS als „Thema für jedermann“ neue Dimensionen erfahren.
Der preisgekrönte RSS-Screensaver von Infomantis
RSS ist auch beim News-Screensaver das Herz: Informations-Screensaver haben einen Seal of Excellence bekommen und sich als gutes Marketing bzw. CRM-Tool herausgestellt.
Mit dem DMMA 2007 ausgezeichnet – das Intranet2null von [di] digitale informationssysteme
Der Einsatz von RSS in Unternehmen gilt als eine der Haupt-Anwendungsbereiche für die Zukunft. RSS ist dabei nicht nur für den Newsreader, sondern nahezu alle Content-Widgets die Basis. Das Produkt „Intranet2null.de“ von [di] digitale informationssysteme wurde 2007 mit dem DMMA ausgezeichnet.
RSS-Feeds und klassischer RSS-Reader
Nach wie vor bei vielen User die einzige Assoziation im Hinblick auf RSS: Der klassische Newsreader zur Feed-Aggregation (z.B. Feed-Demon).
Zusammenfassung
Anders als häufig vermutet geht es bei RSS nicht bloß um RSS-Feeds, die man in einem klassischen RSS-Reader aggregiert. Es handelt sich vielmehr um einen Standard, der ohne Übertreibung als „technische Wirbelsäule“, also als Rückgrat vieler Contents für den „Long Tail“ im WEB 2.0 bezeichnet werden kann: Erst die Standardisierung über RSS ermöglicht nämlich eine effiziente Veröffentlichung von Inhalten für eine beliebig große Anzahl von häufig unbekannten Tools oder Frontends des „Long Tail“!
Developer und Kreative können deshalb auf Basis von RSS völlig neue und kreative Kanäle und Applikationen erfinden: Stets können sie sich sicher sein, via RSS unzählige hochwertige Inhalte zu erhalten. Die Frage, ob diese Inhalte Markeninhalte sind oder namenlose „Guerilla-Contents“ z.B. von Blogs darstellen, ist dabei grundsätzlich egal.
Übrigens, RSS ist nach einer Forrester-Umfrage zum Thema Nr.1 der WEB 2.0 Dienste gekührt worden.
Teil2: Die Entwicklung der RSS Angebote
Wer genau hinschaut, stellt Erstaunliches fest: Viele große Newsanbieter haben bereits im Jahr 2000 einen oder mehrere RSS-Feeds im Programm gehabt. Zu dieser Zeit haben allerdings auch viele Newsprovider gesagt: “RSS ist ein unrentabler Ladenhüter – RSS hat keine Zukunft!”. Das mag kaum erstaunen:
Es fehlte jegliche Idee, was man mit RSS außer Contentsyndication machen kann. Gleichzeitig wurden astronomische Preise für eben diese Contentsyndication aufgerufen – anschließend kam es dann zu Dumpingpreise. So wurde es zwischenzeitlich ruhig um das XML-Format.
Die Renaissance erfolgte zwischen 2003 und 2004: Journalisten und Blogger entdeckten das Format. Erstere konnten damit die Vielzahl von News effektiv bündeln, ohne stets ganze Webseiten zu scannen. Die anderen hatten sich mit dem Format untereinander effizient vernetzt.
RSS-Einsatz bei Newsprovidern
Einige kommerzielle Anbieter erkannten diesen Trend. Vorreiter im Hinblick auf hochwertige RSS-News-Angebote war vor allem die BBC. Sie schreckte 2005 die gesamte internationale Medienbranche mit der Information, fast das gesamte Contentangebot kostenlos als RSS auf den Markt zu werfen. Allerdings waren es dann doch eher Schlagzeilen oder kurze Summaries.
In Folge wurden aber immer häufiger “Rich-Media-Feeds” angeboten. Die Welt und FAZ bieten heute RSS-Feeds mit Bild. YouTube bietet nahezu alle Inhalte mit Bild und Flash-Video. Mit der ZDF-Mediathek stehen heute sogar ganze Fernsehwelten als RSS-Feeds zur Verfügung.
Die “Newspaper Assoziation of America” hat zudem in ihrem neuesten “digital edge report” vom März 2007 eine erhebliche Zunahme von RSS-Angeboten amerikanischer Zeitungen ermittelt.
Immerhin nutzen heute 75 % der befragten amerikanischen Zeitungen RSS-Feeds. Ziel ist dabei in den meisten Fällen die Erhöhung der Zugriffe auf die Homepage des jeweiligen Newsangebots.
Aus diesem Grund bieten rund 85 % der amerikanischen Zeitungen vor allem Headlines und Summeries an. Lediglich 15 % bieten die vollständige Story. Übersetzt heißt dies, dass RSS innerhalb des Long-Tail als Köder zum Abruf der Information auf den Hauptseiten genutzt wird. Es geht also vorwiegend um die Steigerung von Traffic, also die Generierung von Aufmerksamkeit auf der eigentlichen Homepage.
Kommerzialisierung von RSS
Der Hintergrund für die Strategie der Traffic-Erhöhung ist die bislang noch nicht wirklich geglückte Verbindung von RSS und Marketing, also die Kommerzialisierung von RSS. Advertising wird momentan vor allem mit der Homepage gemacht. Folglich dient RSS vornehmlich als Köder, der zwar Appetit auf mehr, aber eben nicht satt machen soll.
Somit erstaunt es nicht, dass RSS-Feeds von rund 50% der amerikanischen Zeitungsverleger im Jahr 2007 als “unprofitabel” und lediglich von 35 % als “break even” gehandelt werden. Nur 8 % der Befragten nutzen RSS bereits, um Profite zu erwirtschaften.
Diese Einschätzung ist vermutlich das Resultat einer eindimensionalen Betrachtung von der Rolle des Formats im Medienmix: RSS ist eben kein eigener Kanal, sondern ein technisches Format mit vielen flexiblen Einsatzmöglichkeiten, deren Nutzen und Businesscase sich erst noch etablieren muss.
Der Jupiterresearch Analyst Barry Parr stellt deshalb vollkommen zu Recht fest:
Es gibt keinen “RSS Markt” – so wenig wie es einen HTML-Markt oder einen XML- oder TXT-Markt gibt. Damit einher geht die Erkenntnis, dass die Profitabilität von RSS nicht mit im Anzeigenaufkommen von einem kompletten Internetportal verglichen werden kann. Kommerzialisierung muss vielmehr so definiert werden, dass man via RSS überhaupt erst richtig im Long Tail vertreten ist, also auf seiner gesamten Länge “mitmischt”.
Vergleicht man vor diesem Hintergrund die Diskussion um die Kommerzialisierung von RSS mit der jahrelang geführten Diskussion um Möglichkeiten der Online-Werbung, wird man Parallelen erkennen: Auch hier hieß es lange Zeit, dass Online-Advertising generell nicht richtig funktioniere. Das Gegenteil davon wird immer deutlicher. Somit ist es also nur eine Frage der Zeit und kreativer Ideen, bis sich Marketing-Anwendungen für RSS-basierte Dienste innerhalb des Long Tail etablieren.
RSS und Contentmanagement
Wer schon einmal einen RSS-Reader oder ein RSS-Widget entwickelt hat, der weiß welches unstandardisierte Wirrwarr heutzutage aus Contentmanagementsystemen heraus exportiert und trotzdem als RSS bezeichnet wird. Zudem wird beim Export der Feeds auch nur an einen einzigen Anwendugnsfall gedacht – nämlich den RSS-Reader auf HTML Basis – und nicht an die universelle Verwendbarkeit des Formats im gesamten Long Tail.
a) CDATA
Bestes Beispiel dafür ist die Verwendung von CDATA-Formatierungen. Mit dieser Technik können HTML-Formatierungen in den RSS-Feed aufgenommen werden. Beispiele:
- Kennzeichnung von Texten als fett, unterstrichen oder kursiv
- Gestaltung von Texten mit Schriftart und Farbe
- Einbindung von Hyperlinks in Texte
- Einbindung von Tag-Listen (Linksammlung am Ende)
- Einbindung von Bildern direkt in den Text
- uvm.
Diese eigentlich positiven Erweiterungen stellen allerdings auch zum Teil Vergewaltigungen des Feeds dar. Was z.B. für einen Browser noch spannend erscheint ist für ein Widget oder einen nicht browser-basierten RSS-Reader schon eine echte Herausforderung: Hier müssen die Formatierungen zum Teil mühsam herausgefiltert werden.
Wie der Long Tail zeigt, gibt es unzählige Möglichkeiten, um nützliche oder einfach nur coole Tools mit RSS zu füttern. Eine technische Basis dafür ist z.B. die Verwendung von Adobe Flash, Microsoft Gadget Builder oder Apple Script. Nur: Die damit erstellten Tools benötigen einen im Einzelfall recht komplizierten Parser – vor allem, um die RSS-Feeds von all dem Unrat zu befreien, der ausschließlich für HTML-Reader nützlich ist. Dies gilt insbesondere für die in manchem Feed eingebundenen Tag-Listen, die direkt in die Content-Summary integriert werden.
Da sich RSS-Feeds für browserbasierte Anwendungen gut mit CSS verbinden lassen, besteht grundsätzlich kaum die Notwendigkeit CDATA-Formatierungen zu verwenden. Schließlich werden CDATA-formatierte RSS-Feeds auch deutlich schwerer (haben also mehr Kilobytes) und ihre Verarbeitung z.B. durch Flash erfolgt meist wahrnehmbar verzögert (geringere Performance, da zusätzliches Parsen nötig ist).
RSS-Feed als Quelltext. Der Idealfall für die universelle Verwendung im Long Tail: Einfache Feeds ohne CDATA-Formatierungen.
b) Formatwahl / Standard
RSS verfügt (leider) über mehrere verschiedene Standards. Diese Formate werden jedoch in vielen Fällen nicht standardkonform umgesetzt.
Geht es über Headline und Summary hinaus, werden also z.B. Bilder, Videos und/oder Audios eingebunden, beginnt ein geradezu krimineller Wildwuchs, der jeden Entwickler eines RSS-Tools verzweifeln lassen kann:
- Namen für Content-Tags werden neu erfunden (z.B. „image“ für das Anhängen von Bildern)
- Tags werden falsch bezeichnet (z.B. „items“ statt „item“)
- Hierarchien werden nicht beachtet (z.B. standardisierte Nodefolgen)
- Links zu Bildern und HTML-Seiten werden nur in CDATA-Formatierungen mitgeliefert (also bloß in den Text eingebunden)
- Wichtige Zusatzangaben zu Videos fehlen (z.B. Videotyp, Bandbreite und Thumb)
- Die verwendeten RSS-Formate werden im Header falsch dokumentiert (Angabe, dass das RSS-Format 0,91 verwendet wird, obwohl es tatsächlich ein anderes ist)
- RSS-Feed besitzen „Übergröße“ (mehr als 100 Items oder 500 kb)
Die Anzahl möglicher und unmöglicher Fehler, die hier gemacht werden können ist unbegrenzt – und das, obwohl es unzählige Websites gibt, die den RSS-Standard gut dokumentieren. Anbei drei von vielen Seiten zu RSS-Standards im Netz:
– www.oreillynet.com/rss
– www.zdnet.de
– search.yahoo.com/mrss
Natürlich kommt erschwerend hinzu, dass Mac, Microsoft, Yahoo und Google als Big-Player in diesem Geschäft jeweils eigene Dialekte bevorzugen. Aber das sollte kein Grund für RSS-Anbieter sein, diese bekannten Standards falsch umzusetzen oder gar neue – ganz und gar undurchsichtige – Formate dazu zu entwickeln.
c) Encoding
Scheinbar nur eine Frage für Rabulisten ist: Soll man UTF oder ISO Encoding verwenden? Denkt man an den Long-Tail und nicht allein an die singuläre Nutzung in HTML-gestützten Readern, empfiehlt sich unbedingt das UTF-Format.
Doch egal für welches Format man sich entscheidet: Das sollte dann auch einheitlich verwendet werden. Anders mancher Anbieter, der jeden Feed in einem anderen Format und auch innerhalb eines Feeds für Headlines und Summaries abweichende Fonts verwendet.
Schließlich sollte die Encoding-Bezeichnung im Header des Feed wirklich mit dem Encoding-Format übereinstimmen, das verwendet wird.
Zusammenfassung
Je weniger Formatierung man in einen RSS-Feed aufnimmt, desto universeller ist dieser später im Long Tail einsetzbar. Jedem Anbieter sei empfohlen, die Notwendigkeit und den Umfang von CDATA-Formatierungen genau zu prüfen: Je klassischer ein RSS-Feed geformt ist, desto besser für den Long Tail.
Teil 3: RSS-basiertes WEB-TV und IPTV
Neben WEB 2.0 ist IPTV eines der Online-Zauberworte der Gegenwart: IPTV wird vermutlich auch in nicht allzu ferner Zukunft die gesamte Medienwelt revolutionieren. Insbesondere Anwendungen auf Basis der Microsoft Media Center Edition lassen es als realistisch erscheinen, dass bald in jedem Wohnzimmer anstatt oder zusätzlich zum Fernseher ein Computer steht, mit dem man IP-gestütztes Fernsehen anschauen kann.
Doch bevor es soweit ist, kann RSS eine wichtige Rolle bei der Hinführung zum Thema IPTV spielen.
News und Bewegtbild in Kombination
IPTV Anwendungen z.B. von N-TV oder die Mediathek vom ZDF verbinden bereits interaktive Fernseh- und Newsangebote. Die Grenze zwischen IPTV und WEB-TV wird dabei immer unschärfer, da sich der Unterschied für den Anwender oft nur noch in der Qualität der Videos erkennen lässt.
IPTV-Angebot von N-TV auf Basis der Microsoft Media Center Editiona
Mit der zunehmenden Verbreitung von Breitbandverbindungen sowie dem Betriebssystem “Windows Vista” werden hochwertige IPTV-Angebote auch dem Durchschnittsbürger einfacher zugänglich gemacht. Fernsehen in bester Qualität kann so mit interaktiven Elementen (z.B. Votings) kombiniert werden.
Schnittstelle zu RSS – die ZDF Mediathek
Die 2006 mit dem DMMA ausgezeichnete, von Pixelpark realisierte, ZDF-Mediathek verdeutlicht gut den Zusammenhang von IPTV und RSS: Die Mediathek im WEB enthält eine Vielzahl von RSS-Feeds mit Verlinkungen für PC-taugliche Video-Streams. Gleichzeitig kann das Gleiche Angebot auch als IPTV-Angebot mit Fernsehqualität abgerufen werden.
Rich-Media RSS-Reader von Mediatuner
RSS-Tools wie das browserbasierte Angebot von mediatuner.com erlauben eine Darstellung von RSS-Feeds mit verschiedenen Medienformaten wie Audio, Video und Flash. Dabei ist es egal, ob die Videoformate als MOV, WMF, AVI, MP4 oder FLV vorliegen.
RSS-basierter Video-Search bei Blinkx
Das Portal Blinkx.com bietet nach eigener Auskunft über 14 Mio. Stunden Video, die nach Schlagworten durchsucht werden können. Die Suchwort-Ergebnisse lassen sich ihrerseits als RSS-Feed abonnieren und in anderen Medien des Long Tail weiter verarbeiten – z.B. einem Rich-Media-Reader. Somit ist man ständig auf dem Laufenden, zu welchem Thema welche Videos gerade vorhanden sind.
Desktop Fernsehen auf RSS-Basis mit einem Rich-Media-Widget
WEB-TV kann heute nicht nur mit Browsern wie dem Internet-Explorer oder Firefox angeschaut werden. Streaming Videos und Podcasts können ebenso über RSS-basierte Desktop-Tools oder RSS-Reader mit Video-Schnittstelle angezeigt werden.
Um das Ganze mehr wie Fernsehen aussehen zu lassen, sind Rich-Media RSS-Reader möglich, die ähnlich wie die Fernseh-Oberflächen von IPTV-Tools gestaltet sind. In Kombination mit Angeboten wie Blinkx.com lässt sich so die Zukunft des IPTV erahnen.
User können auf diese Art und Weise das künftige “IPTV-Feeling” bezüglich Navigation schon heute mit Streaming-Videos simulieren – vorausgesetzt, dass die Videos in RSS-Feeds eingebunden sind.
Gleiches gilt für aktuelle und künftige IPTV-Anbieter, die damit schon einmal den “IPTV Ernstfall” üben können. Je nach Streaming-Format können dabei auch qualitativ hochwertige Fullscreen-Anwendungen gestestet werden.
Das RSS-Format bildet damit eine Brücke zwischen dem, was bereits möglich ist und dem, was künftig immer öfter kommen wird: Echtes IPTV.
Gleichzeitig herrscht aber schon heute ein terminologisches Wirrwar, was wie zu bezeichnen ist. Ein Beispiel dafür ist z.B. das parallele Angebot von klassischen Videopodcasts und Streaming-Videos, die in RSS-Feeds eingebunden sind.
Klassischer Video Podcast | Streaming Video Podcast |
Video zum Download (kein Streaming) | Kein Download (nur Streaming) |
Häufig als MP4 oder Quicktime-Video | Häufig als FLV oder WMF-Video |
RSS – Standards u.a. von iTunes | RSS – Standards u.a. von Yahoo |
z.B. Tagesschau oder N-TV | z.B. YouTube und ZDF-Mediathek |
Ähnlichkeit mit IPTV besitzt vor allem die Streaming Variante, während klassische Video Podcasts eher einer DVD-Nutzung gleichen. Trotzdem kommt es häufig zu terminologischen Verwechslungen z.B. dann, wenn ein Streaming-Angebot als “Videopodcast” bezeichnet wird. Zudem kommt es auf Seiten der User zu Überraschungen, wenn ein Video mit stolzen 50 MB erst dann abgespielt wird, wenn es vollständig downgeloaded wurde – die Streaming-Variante startet dagegen sofort.
Mit dieser Differenzierung einher gehen unterschiedliche Rechtsfragen, die auf Basis von RSS gut antizipiert werden können.
Der Videopodcast erlaubt in aller Regel die mehrfache Verwendung auf einer Vielzahl unterschiedlicher Endgeräte (z.B. auch mobil). Anders das RSS-basierte Streaming-Angebot. Es ist gerade nicht für eine mehrfache Nutzung konzipiert. Somit wird das Angebot im Regelfall auch nicht die Erlaubnis zu einer Aufzeichnung bzw. einem Download enthalten.
Einbindung von Werbung
Mit RSS-basiertem WEB-TV lassen sich zudem schon heute Fragestellungen untersuchen, von denen im Zeitalter des IPTV alles abhängen wird: Dann wird man sich nämlich fragen, wie Werbung und IPTV zusammen greifen.
Schon heute werden Technologien entwickelt, die für Video-Files der Streaming-Variante thematisch passende Streaming Werbespots zur Laufzeit einspeisen. Ähnlich wie Ad-Server soll so anhand von KeyWord contextbezogene Werbung im Film erscheinen. Ob dies aber auch seitens der User tatsächlich honoriert wird, lässt sich aktuell nicht sicher sagen – Dank RSS kann man aber zumindest bald schon einmal vorfühlen, wie man selbst auf entsprechende Werbeclips reagiert.
Gesamtzusammenfassung
In den drei Teilen dieses Beitrags wurde dargestellt, dass sich hinter RSS viel mehr verbirgt, als dies für die meisten User und Anbieter zu erkennen ist.
Teil 1 verdeutlichte die Bedeutung des Formats als Rückgrat des Long-Tails. Im zweiten Teil ging es mehr um die Einordnung des Formats und dessen Gestaltung: Je neutraler ein Feed technisch gestaltet ist, desto universeller ist er am Ende einsetzbar. Im dritten und letzten Teil wurde schließlich die mediale Dimension des Formats beleuchtet – vor allem seine Relevanz für das wichtige Zukunftsthema IPTV.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Mit RSS ist es ähnlich wie mit Beton – es kommt darauf an, was man draus macht!
Die Möglichkeiten sind jedenfalls sehr vielschichtig und zudem sehr kosteneffizient. Am Ende braucht man nicht mehr als nur einen als RSS exportierten Feed – den Rest machen die User selber draus.
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