Welches Potenzial hat die Blockchain Technologie für digitale Content-Distribution?


Rund-um-die-Uhr-Serienversorgung auf Netflix statt Tatort am Sonntag, über 30 Millionen Songs bei Spotify statt dem umständlich kuratierten CD-Regal, auf dem Weg zur Arbeit schnell einmal durch Google News scrollen statt dem Umweg zum Kiosk für die morgendliche Zeitung. Keine Frage – das Internet hat die Art, wie wir Medien konsumieren von Grund auf verändert. Die Endgeräte werden kleiner, ihr Zugriff auf Inhalte schneller und umfassender, die digitale Medienbibliothek immer größer.

Die digitale Revolution im Publishing

Mit dem Konsum hat die digitale Revolution auch die Bedingungen für Publisher und Content-Ersteller verändert. Einerseits bietet das Internet mehr Transparenz, mehr Reichweite und komplexe Multimedia-Optionen. Andererseits fällt es vielen Medienhäusern schwer, sich auf das neue Umfeld einzustellen. Sie stehen vor allem vor dem Problem der Refinanzierung von digitalen Inhalten. Das Internet ermöglicht es mit wenigen Klicks, Inhalte zu kopieren, weiterzuverbreiten und kostenlos zu konsumieren. Der Werbemarkt ist zudem hart umkämpft, Google und Facebook vereinen fast 90 Prozent des Wachstums von Werbeausgaben auf sich. Durch die zunehmende Nutzung von Medienangeboten über Smartphones reduziert sich der verfügbare hochwertige Werbeplatz. Aber auch die Monetarisierung von Inhalten gestaltet sich bisher schwierig: Finanzierungsstrategien wie Abo-Angebote, Freemium-Modelle oder Paywalls wurden von Kunden bisher nur bedingt akzeptiert. Eine funktionale Lösung dieser Problematiken hat sich bisher noch nicht etabliert.

Blockchain – eine Option zur Monetarisierung von Inhalten?

Abhilfe bei einigen dieser Schwierigkeiten könnte die Blockchain Technologie schaffen. Bekannt ist diese eigentlich aus dem Finanzsektor: Die digitale Währung Bitcoin implementierte erstmals ein Blockchain System. Andere digitale Zahlungssysteme wie Ethereum oder Litecoin folgten. Die Möglichkeiten der Blockchain beschränken sich jedoch nicht nur auf den Finanzbereich. Ein Blick zeigt: Auch für die Content Distribution birgt das System eine Vielzahl an neuen Optionen.

Blockchain ist eine virtuelle Infrastruktur, über die Transaktionen abgewickelt und gesichert werden können. Eine kollektive Historie aller in der Blockchain vorgenommenen Aktionen wird dabei auf jedem Rechner gespeichert, der mit dem Blockchain-Netz verbunden ist. Die Erhaltung und Aktualisierung der Blockchain erfolgt nicht über einen zentralen Knotenpunkt, sondern über ein Netzwerk an Rechnern. Werden der Blockchain neue Einträge hinzugefügt, sind diese daher für alle im Netzwerk gleichermaßen einsehbar. Die Blockchain Technologie bietet daher nicht nur ein hohes Maß an Transparenz und Fälschungssicherheit, ihre dezentrale Struktur ermöglicht zudem, dass eine hohe Zahl an Transaktionen mit geringem Kostenaufwand verarbeitet werden kann.

Micropayments könnten rentabel werden

Dass Publisher bisher vorrangig auf Abo-Modelle zur Monetarisierung von Inhalten setzen, liegt unter anderem daran, dass Micropayments, beispielsweise der Erwerb einzelner News-Artikel, Songs oder Videos, nicht als kosteneffektiv gelten. Die Transaktionskosten für solche Kleinstzahlungen sind schlichtweg zu hoch und die Verarbeitung kleiner Beträge nicht rentabel.

Die Blockchain Technologie könnte jedoch Micropayments in hoher Zahl möglich werden lassen, da sie die Kosten für Transaktionen senkt und den Ablauf beschleunigt. Dass dies ein wichtiger Baustein für digitale Medienangebote sein kann, zeigt die „Canadian Daily“. Als erste Zeitung in Nordamerika setzte diese einen Micropayment-Plan um, bei dem Nutzer einzelne Artikel kaufen können und generierte damit im ersten Jahr einen Umsatz von mehr als 100.000 US Dollar. Auch für andere Anbieter könnte sich die Blockchain daher als nützlich erweisen, um dynamischere Bezahlmodelle zu entwickeln.

Potenziale für den Schutz digitalen Eigentums

Aber auch die Spielregeln geistigen Eigentums könnte die neue Technologie verändern. Wie das geht zeigt beispielsweise die Plattform „po.et“: Content-Ersteller können ihre Inhalte in einer Blockchain registrieren und so mit einem unveränderlichen Zeitstempel versehen, der die Existenz des Inhaltes zu einem bestimmten Zeitpunkt belegt. Der Beweis für die Urheberschaft eines Inhaltes ist damit fest digital verankert, kann einfach nachvollzogen und nicht mehr verändert werden. Ziel ist es, po.et auf Dauer zu Urheber-Register und Handelsplatz für digitalen Content zugleich werden zu lassen: Freelancer können ihre Werke dann durch die Blockchain schützen und interessierten Content-Verwertern anbieten, diese können umgekehrt den Ursprung der Inhalte verifizieren. Die Blockchain schafft damit neue Interaktionsräume für die Content Distribution und könnte sich gleichzeitig als wichtiges Tool für den Schutz digitalen Eigentums erweisen.

Effizienzsteigerung

Für Autoren, Musiker, Künstler oder andere Content-Ersteller bringt die Blockchain Technologie zudem ein neues Maß an Unabhängigkeit. Plattformen wie „DECENT“ ermöglichen es Content-Produzenten die Urheberschaft ihrer Inhalte zu sichern und den Content gleichzeitig ohne weitere Mittelsmänner direkt an Kunden zu verkaufen. Content-Produzenten sparen sich dabei nicht nur Gebühren für die Vermarktung ihrer Werke, die Blockchain Technologie ermöglicht zudem eine schnelle und einfache Bezahlung. Die Urheber der Inhalte müssen nicht mehr wochenlang auf das Geld warten, sondern profitieren unmittelbar von dem Verkauf. Blockchain kann also den Verkauf und Erwerb digitalen Contents sowohl für Konsumenten als auch Produzenten vereinfachen und transparent gestalten.

Fazit

Die Blockchain Technologie könnte die Spielregeln für digitale Content Distribution daher bedeutend verändern. Nicht nur gibt sie Content-Produzenten ein anderes Standing auf dem Markt, auch Publishern eröffnet sie eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten für Erwerb, Monetarisierung und Schutz digitalen Contents.

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Bildquellen

  • blockchain-in-digital-publishing: Contentpepper
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