DMEXCO 2022: Neustart oder Abschiedsshow?


Über die DMEXCO 2022 wurde im Vorfeld viel diskutiert. Lohnt sich der Besuch? Hat die Messe noch neue Impulse für die Digitalbranche zu bieten? Schafft es die Messe Köln, so viele Aussteller:innen und Besucher:innen zu mobilisieren? Kann die DMEXCO nach der Corona-Pandemie an alte Erfolge anknüpfen? Wir waren vor Ort und fassen in diesem Artikel zusammen, ob die DMEXCO ein Neustart nach Corona war oder wir Zeugen einer Abschiedsshow waren.

Die DMEXCO war einmal das größte Event rund um digitales Marketing in Deutschland. In den vergangenen Jahren wurde jedoch vieles durcheinander gewirbelt. Zum einen die Trennung von den ehemaligen Initiatoren der Veranstaltung, Frank Schneider und Christian Muche, und Übernahme der Organisation durch die Messe Köln selbst. Zum anderen war da ja auch noch die Corona-Pandemie, die ohnehin alle Events und Veranstaltungen zum Stillstand beziehungsweise zum kompletten Umdenken gezwungen hat. 2020 und 2021 wurde die DMEXCO als rein digitales Event durchgeführt, mit all den Vorteilen und Nachteilen, die ein solches Format mit sich bringt. Einen Recap der ersten DMEXCO@Home lesen Sie in diesem Beitrag. Doch eine richtige Messe – das wissen wir nun nach den Jahren der Pandemie – vermag ein rein digitales Format nicht zu ersetzen. Nun sind 2022 wieder Präsenzevents möglich. Und so fragten sich viele Aussteller:innen und Besucher:innen im Vorfeld der Messe, ob sich ein Besuch wirklich lohnt oder ob die DMEXCO mittlerweile zu stark an Anziehungskraft verloren hat.

Aussteller verunsichert, Buchungslage für die DMEXCO 2022 war herausfordernd

Bereits unmittelbar nach der zweiten rein digitalen Ausgabe 2021 herrschte eine große Unsicherheit bei vielen potenziellen Aussteller:innen, ob man das Budget für die Veranstaltung erneut in die Hand nehmen wolle. Soll man dabei sein mit dem Risiko, Budget in nicht unerheblichem Maße fehlinvestiert zu haben, in dem Fall, dass die DMEXCO sich nicht erholt? Oder soll man lieber das Budget anders allokieren und dann allerdings Gefahr laufen, bei einem Comeback eben nicht dabei gewesen zu sein? Vielen Entscheider:innen aus internationalen Konzernen wurde diese Wahl abgenommen, da die internen Reiserichtlinien teilweise ohnehin coronabedingt einen Strich durch die Rechnung machten. So waren etwa sowohl Salesforce als auch Adobe nicht auf der DMEXCO vertreten.
Die Diskussion und Unsicherheit auf Seiten der Aussteller führte offenbar zu einer eher schlechten Buchungslage, weshalb die Organisatoren der DMEXCO im späten Frühling 2022 die Notbremse zogen oder besser gesagt den Turbo anschmissen und offensichtlich sehr gute Angebote für Aussteller:innen machten. Ein guter Schachzug, denn so gelang es dem Veranstalter doch noch gut gefüllte Hallen präsentieren zu können. Auch wenn es im Endeffekt nur drei statt in den Vorjahren fünf oder sogar sechs Hallen gab, in denen sich die Aussteller:innen präsentiert haben.
Quelle: Koelnmesse

Besucher:innen zeichneten im Vorfeld teils düsteres Bild der DMEXCO 2022

Blieb noch die Herausforderung, möglichst viele Besucher:innen für die Messe zu begeistern. Im Vorfeld des Events war eine etwas undurchsichtige Ticketpolitik nicht hilfreich: Nachdem die Tickets für Besucher:innen zunächst 49 EUR kosten sollten und dann – wie bei vielen Events üblich und bei Besucher:innen gelernt – mit 149 EUR teurer wurden, je näher das Event rückte, verwunderte die Messe mit mehreren Aktionen, bei denenTickets für neun Euro oder gar kostenlos herausgegeben wurden. Dies trug zu allerlei Gerüchten bei, was man von der DMEXCO 2022 erwarten dürfe. Nicht wenige zeichneten dabei ein düsteres Bild.

Unser Eindruck auf der DMEXCO 2022: Ein gelungenes Comeback

Und wie war es jetzt auf der DMEXCO 2022? contentmanager.de war natürlich vor Ort. Wir haben eigene Eindrücke gesammelt und mit vielen Aussteller:innen sowie Besucher:innen gesprochen. Bis auf wenige Ausnahmen bestätigten die Gespräche unseren persönlichen Eindruck: Die DMEXCO hat ein sehr gelungenes Comeback geschafft. Natürlich waren deutlich weniger Besucher:innen da als zu den Spitzenzeiten vor der Pandemie (obwohl die offizielle Pressemitteilung von 40.000 Besucher:innen spricht). Natürlich waren es auch deutlich weniger Aussteller, die Ihre Lösungen und Services vorgestellt haben. Aber alle hatten Lust auf Messe, alle wollten wieder Netzwerken, alle hatten wieder Spaß am Austausch. Und die Gespräche, die auf dieser Basis entstanden sind, waren nach Aussage der meisten Aussteller:innen, mit denen wir uns unterhalten haben, sehr wertvoll. Die Währung, in der Aussteller den Erfolg eines solchen Events messen ist in der Regel die Anzahl an Leads, die durch die Gespräche entstehen. Hier hat die DMEXCO sehr gut geliefert.
Bild einer Bühne auf der DMEXCO 2022Quelle: Koelnmesse
Die Masterclasses auf der DMEXCO 2022 waren gut besucht und boten den Zuhörern interessante Insights.
Aber auch für Besucher:innen feierte die DMEXCO einen erfolgreichen Neustart. Die Aussteller:innen hatten Zeit für Gespräche und, obwohl die Stände immer gut gefüllt waren, gab es kein Gedränge an den Ständen. Die Masterclasses genannten Vorträge waren von guter Qualität und boten den Zuhörenden in den meisten Fällen einen guten Einblick. Das umfangreiche Programm, verteilt auf mehrere Bühnen, sorgte dafür, dass aus jedem Bereich interessante Vorträge zu hören waren. Und auch an den Verpflegungsangeboten und den Toiletten, oft den neuralgischen Punkten bei Messen, stand man zwar an, jedoch hielt sich auch hier die Wartezeit sehr gut im Rahmen. Überhaupt passte die Infrastruktur gefühlt besser zur etwas kleineren DMEXCO als zu den Ausgaben vor der Pandemie.
Quelle: Koelnmesse
Zum Ende des ersten Messetages gab es wie früher allerlei Möglichkeiten zum Netzwerken und zum ungezwungenen Austausch. Gelegenheiten boten dazu zunächst einige Standparties in den Messehallen selbst, wobei Shopware, der Anbieter von Shopsoftware, fast schon traditionellerweise den Anspruch in die Tat umsetzte, mit seiner Party die größte Magnetwirkung zu erzielen. Am späteren Abend fanden dann zahlreiche Parties in Köln statt, die beiden prominentesten waren sicher die im Club Boothaus und die Party des OMClub im Herbrand’s. Dem Feedback zufolge waren beide Parties ein voller Erfolg und haben zum Gelingen der Messe beigetragen. Auch wenn der Eine oder Andere am zweiten Messetag diesen Beitrag in seiner Konzentrationsfähigkeit schmerzlich bemerkt haben dürfte.

Unser Fazit

Dies war definitiv keine Abschiedsshow. Im Gegenteil: Der Besuch der DMEXCO hat sich wirklich gelohnt – sowohl für Besucher:innen als auch für die Aussteller:innen. Alles war ein bisschen kleiner, aber das muss kein Nachteil sein für einen Neustart nach der Pandemie. Die Befürchtungen, dass die DMEXCO als digitale Leitmesse keine Rolle mehr spielen würde, haben sich nicht bewahrheitet. Wir sind gespannt, wie die Messe Köln das spannende Format in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird.

Bildquellen

  • Large-Halle7_Impressions-min: Koelnmesse
  • Large-220922_Halle8_Impression_004-min: Koelnmesse
  • Autoscooter, Harfe 6-7-min: Koelnmesse
  • Large-Eingang Nord-3-min: Koelnmesse
Previous Digitaler Vertrieb mit einer Business Enabling Platform – Whitepaper zum Download
Next The OG App – werbefreie Instagram-Kopie sorgt für Wirbel

No Comment

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

14 − 7 =