Barrierefreiheit – Rankingfaktor & soziale Verantwortung


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Das Internet ist für alle da. So scheint es zumindest, doch einige Websites sind einfacher zugänglich als andere, vor allem für Menschen mit Behinderung. Sie sind auf die Barrierefreiheit von Websites angewiesen, um deren Inhalte vollständig wahrnehmen zu können. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Und wie wird eine Website barrierefrei? Wir haben Dir die wichtigsten Infos zusammengetragen und erklären, warum die Barrierefreiheit bei der Gestaltung von Websites unbedingt beachtet werden sollte.

Was bedeutet Barrierefreiheit in Bezug auf Websites?

Die Barrierefreiheit einer Website bezieht sich auf deren Gestaltung und Entwicklung, sodass sie für alle Menschen zugänglich ist, unabhängig von deren physischen, sensorischen oder kognitiven Fähigkeiten. Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen Websites genauso nutzen können wie Menschen ohne Behinderungen.

Barrieren können dabei in verschiedenen Formen auftreten, zum Beispiel als visuelle, auditive, motorische oder kognitive Einschränkungen. Für jemanden mit einer Sehbehinderung kann eine schlecht kontrastierte Website schwer lesbar sein. Für jemanden mit eingeschränkter Mobilität kann eine Website ohne Tastaturzugänglichkeit nahezu unbenutzbar sein. Die Barrierefreiheit auf der Website ist daher nicht nur ein technisches Thema, sondern auch eine soziale Verantwortung.

Im Kern geht es darum, Online-Inhalte so zu gestalten, dass sie von Hilfstechnologien wie Screenreadern oder Braille-Displays interpretiert werden können. Auch die Benutzerfreundlichkeit für Menschen ohne Behinderungen kann durch eine barrierefreie Gestaltung erheblich verbessert werden.

Barrierefreiheit ist gesetzliche und moralische Verpflichtung

Die Menschen, die von einer barrierefreien Website maßgeblich profitieren, sind eine vergleichsweise kleine Zielgruppe. Deshalb auf die Anpassungen zu verzichten, ist aber natürlich keine Option! Zunächst einmal spielen gesetzliche Vorgaben eine wichtige Rolle. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, gibt es Anforderungen, die Websites dazu verpflichten, barrierefrei zu sein. So zum Beispiel das ab 2025 gültige Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG).

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und der European Accessibility Act

Mit dem BFSG wird die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act, kurz: EAA) umgesetzt. Durch einheitliche EU-Anforderungen soll das Barrierefreiheitsgesetz auch kleinen und mittleren Unternehmen helfen, die Möglichkeiten des europäischen Binnenmarktes auszuschöpfen. Barrierefreies Webdesign rückt in Deutschland immer mehr in den Fokus. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) hat bereits öffentliche Stellen des Bundes dazu verpflichtet, ihre Websites barrierefrei zu gestalten. Mit dem im März 2021 verabschiedeten Entwurf des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BSFSG) folgte letztlich die Pflicht für Unternehmen. Hiervon ausgenommen sind lediglich Kleinstunternehmen. Bis 2025 sollen Inhalte im Web handhabbarer, verständlicher und für jeden zugänglich werden, damit in Zukunft online keine Menschen mehr ausgeschlossen werden. Zwar muss die Umsetzung am Ende erst bis 2025 erfolgen, dennoch gibt es bereits jetzt Gründe für die Umstellung auf eine barrierefreie Website. Einerseits drohen nach Ablauf der nun nur noch zweieinhalbjährigen Frist Kosten aufgrund von Sanktionen.

Barrierefreiheit als moralischer Aspekt

Neben den gesetzlichen Aspekten verpflichtet aber vor allem auch eine moralische Verantwortung zur Barrierefreiheit. Denn sie fördert die Inklusion und sorgt dafür, dass niemand aufgrund einer Behinderung vom Zugang zu Informationen oder Dienstleistungen ausgeschlossen wird. In einer zunehmend digitalen Gesellschaft ist es unerlässlich, dass alle Menschen, unabhängig von ihren körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, die gleichen Möglichkeiten zur Nutzung haben. Eine barrierefreie Website ermöglicht dies und leistet so einen wichtigen Beitrag zu einer gerechteren Gesellschaft.

Eine barrierefreie Website ist auch SEO-Faktor

Barrierefreiheit auf der eigenen Website bietet auch wirtschaftliche Vorteile. Denn eine Website, die für eine größere Zielgruppe zugänglich ist, kann nicht nur eine bessere User Experience bieten, sondern auch die Reichweite und das potenzielle Kundenaufkommen erhöhen. Das positive Image, welches Unternehmen gewinnen, die auf Barrierefreiheit achten, kann zusätzlich Kund:innen anziehen. Zudem verbessert Barrierefreiheit die Suchmaschinenoptimierung (SEO), da viele der Maßnahmen, die eine Website zugänglicher machen – wie die Verwendung von Alt-Tags für Bilder oder die korrekte Anwendung von semantischem HTML – auch von Suchmaschinen bevorzugt werden. 

Quelle: Image by freepik
Nicht nur beim Städtebau gilt es, auf Barrierefreiheit zu achten. Auch Websites sollten für alle Menschen zugänglich sein.

Schritte zur Umsetzung von Barrierefreiheit auf der Website

Die Umsetzung von Barrierefreiheit auf der Website erfordert eine sorgfältige Planung und den Einsatz spezifischer Techniken, um sicherzustellen, dass die Inhalte für alle Nutzer:innen zugänglich sind. Ein erster und entscheidender Schritt besteht darin, die Grundlagen der Barrierefreiheit zu verstehen und diese konsequent anzuwenden. Wir liefern Dir im Folgenden eine Checkliste für die Barrierefreiheit Deiner Website.

Alt-Tags für mehr Barrierefreiheit

Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört die Bereitstellung von Alternativtexten (Alt-Tags) für Bilder. Diese Alt-Tags ermöglichen es Nutzer:innen von Screenreadern, den Inhalt der Bilder zu erfassen, was insbesondere für blinde oder sehbehinderte Personen von großer Bedeutung ist. Dabei sollten allem voran Bilder, die einen Mehrwert für den Inhalt der Website haben, mit Alt-Tags versehen werden, bei rein für die Optik genutzten Bildern ist das nicht unbedingt notwendig. Ebenso wichtig ist die Verwendung von ARIA-Labels (Accessible Rich Internet Applications), die interaktive Elemente auf der Website wie Buttons oder Formulare beschreiben und damit die Nutzung erleichtern.

Einfache Strukturierung und Navigation

Ein weiteres wesentliches Element ist der richtige Einsatz von semantischem HTML. Hierbei geht es darum, die HTML-Elemente entsprechend ihrer Bedeutung zu verwenden, z. B. Überschriften als <h1> bis <h6> zu kennzeichnen, anstatt einfach nur Schriftgrößen zu ändern. Dies hilft nicht nur bei der Strukturierung der Inhalte, sondern erleichtert auch die Navigation für Screenreader und verbessert gleichzeitig die SEO der Website. Die Navigation selbst sollte so gestaltet sein, dass sie auch ohne Maus problemlos bedienbar ist. Das bedeutet, dass alle interaktiven Elemente über die Tastatur erreichbar sein müssen, was besonders für Menschen mit motorischen Einschränkungen wichtig ist. Darüber hinaus sollte der Fokus visuell hervorgehoben werden, damit Nutzer:innen stets wissen, welches Element gerade aktiv ist.

Erfassbare Farben, Schriften und eine zoomfähige Oberfläche

Ein sehr großer Bereich beim Design einer barrierefreien Website ist ihre Visualität. Leiden Nutzer:innen beispielsweise unter einer Sehschwäche oder Farbfehlsichtigkeit, können einige Inhalte schwer erkennbar sein. Daher sollte die Website bis auf 200 Prozent zoomfähig sein. Zudem ist ein farblicher Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe von mindestens 4,5 : 1 vorzuweisen. Der Kontrast hilft dabei den Website-Inhalt besser lesbar darzustellen. Auch die genutzten Schriftarten müssen einfach zu entziffern sein, um barrierefreie Web-Inhalte bereitzustellen.

Leichte Sprache für besseres Verständnis

Neben den technischen Aspekten spielt auch die Content-Strategie eine zentrale Rolle. Eine klare Struktur und einfache Sprache erleichtern das Verständnis der Inhalte für alle Nutzer:innen, insbesondere für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Menschen mit Lernstörungen wie Legasthenie, kognitiven Handicaps, aber auch junge oder ältere User:innen können des Öfteren Schwierigkeiten beim Verstehen des Inhaltes haben. Das gilt für schriftlichen Inhalt genauso wie für andere Media-Formate im Internet. Ein Beispiel sind etwa viele Fachtermini und damit eine zu komplexe Sprache oder Abkürzungen, die in einem Text enthalten sind. Dies ist unter anderem der Grund dafür, dass man auf den Websites des Bundes in der Navigation die „Leichte Sprache“ auswählen kann. Unternehmen sollten dieses Vorgehen bei der Gestaltung ihrer Website berücksichtigen. Egal, ob es sich um einen erstmaligen Webauftritt oder einen Website Relaunch handelt.

Die Option der „Leichten Sprache“ solltest Du am besten bereits auf der Website Startseite anbieten und natürlich auf allen Unterwebseiten. Was alles auf die Website Startseite kommt, zeigen wir Dir noch einmal übersichtlich in unserem Spezial-Beitrag zur Website Startseite. Es ist außerdem wichtig, Multimedia-Inhalte wie Videos oder Podcasts mit Untertiteln oder Audiobeschreibungen zu versehen, um sie auch für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen zugänglich zu machen.

Tools zur Optimierung der Barrierefreiheit

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen gibt es zahlreiche Werkzeuge, die dabei helfen, die Barrierefreiheit einer Website zu überprüfen und zu verbessern. Tools wie WAVE, Axe oder Lighthouse können automatisierte Tests durchführen und auf potenzielle Probleme hinweisen, die dann gezielt behoben werden können. Sie können meist einfach als Browser-Extension installiert und sofort genutzt werden.

Lohnt sich das Engagement eines/ einer Expert:in für Barrierefreiheit?

Die Umsetzung von Barrierefreiheit erfordert zwar ein gewisses technisches Know-how, ist jedoch kein unüberwindbares Hindernis. Viele der grundlegenden Schritte können ohne tiefgehendes technisches Wissen durchgeführt werden. Für komplexere Anforderungen oder spezifische Anpassungen kann es jedoch sinnvoll sein, einen Experten oder eine Expertin hinzuzuziehen, welche:r die nötige Erfahrung und das Fachwissen mitbringt, um eine umfassende und nachhaltige Barrierefreiheit sicherzustellen. Die Entscheidung hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Zu den wichtigsten Aspekten gehören dabei die Komplexität der Website und die Tiefe der erforderlichen Anpassungen.

Einfache Maßnahmen können selbst durchgeführt werden

Wenn es sich um eine einfache Website handelt, die nur grundlegende Funktionen und Inhalte bietet, können viele der oben beschriebenen Maßnahmen relativ leicht selbst umgesetzt werden. Es gibt zahlreiche Ressourcen und Anleitungen, die dabei helfen, die Barrierefreiheit zu verbessern. Auch Tools zur Überprüfung der Zugänglichkeit können hierbei wertvolle Unterstützung leisten. Anders sieht es jedoch bei größeren, komplexeren Websites aus, die möglicherweise eine Vielzahl von interaktiven Elementen, Multimedia-Inhalten oder speziellen Funktionen enthalten. In solchen Fällen kann es schwierig sein, alle Aspekte der Barrierefreiheit abzudecken, ohne auf die Expertise von Fachpersonen zurückzugreifen. Ein: Expert:in bringt nicht nur technisches Know-how mit, sondern auch Erfahrung in der Anwendung von Standards wie den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die international als Maßstab für barrierefreie Websites gelten.

Audits von Profis geben neue Einblicke

Ein weiterer Vorteil von Expert:innen ist die Möglichkeit, eine tiefgehende Analyse der Website durchzuführen. Dies kann in Form von sogenannten Audits geschehen, bei denen die Website systematisch auf Barrieren überprüft wird. Solche Audits decken oft auch versteckte oder schwer zu erkennende Probleme auf, die man bei einer selbst durchgeführten Überprüfung schnell übersehen kann. Auch bei der Implementierung von Lösungen, die über die grundlegenden Anforderungen hinausgehen, können Expert:innen helfen. Dazu gehören zum Beispiel benutzerdefinierte Anpassungen für bestimmte Zielgruppen oder die Integration von barrierefreien Designmustern in komplexe Webanwendungen. Schulungen und Workshops für das Team können ebenfalls von externen Expert:innen durchgeführt werden, um das Bewusstsein für Barrierefreiheit zu schärfen und sicherzustellen, dass zukünftige Inhalte und Funktionen von Anfang an barrierefrei gestaltet werden.

Die Investition in einen Experten oder eine Expertin für Barrierefreiheit kann sich also vor allem dann lohnen, wenn Du sicherstellen möchtest, dass Deine Website nicht nur den gesetzlichen Anforderungen entspricht, sondern auch wirklich für alle Nutzer:innen zugänglich ist. Die Expertise eines Profis kann nicht nur helfen, potenzielle rechtliche Risiken zu minimieren, sondern auch das Nutzererlebnis verbessern und damit langfristig zum Erfolg der Website beitragen.

Fazit – die beste Zeit ist jetzt

Die Barrierefreiheit auf der Website ist weit mehr als nur eine gesetzliche Verpflichtung – sie ist ein zentraler Baustein für eine inklusive und gerechte digitale Welt. Indem man die eigene Website barrierefrei gestaltet, ermöglicht man es allen Nutzer:innen, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, auf die Inhalte zuzugreifen und die Dienstleistungen zu nutzen. Dies stärkt nicht nur die Marke und verbessert die Nutzererfahrung, sondern bietet auch die Möglichkeit, eine breitere Zielgruppe anzusprechen und die SEO-Ergebnisse zu optimieren.

Barrierefreiheit auf der Website bedeutet längst nicht nur die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch die Übernahme von Verantwortung gegenüber den Nutzer:innen und der Gesellschaft. Indem Du diese Verantwortung ernst nimmst, schaffst Du eine Website, die für alle zugänglich ist und gleichzeitig den Erfolg Deines Unternehmens nachhaltig fördert. Deshalb solltest Du auch gar nicht bis 2025 warten, um Deine Website zugänglicher zu machen – starte schon jetzt mit der Optimierung der Barrierefreiheit!

Bildquellen

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