Es gibt viele digitale Tools in der Systemlandschaft von Unternehmen. Doch nicht jedes Unternehmen braucht alle Tools gleichermaßen. Manche Systemlandschaften in ihrer Ausgestaltung sind erst ab einer gewissen Unternehmensgröße sinnvoll. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen stehen vor Herausforderungen, wenn sie ihre Systemlandschaft aufbauen. Welche Software braucht es wirklich? Was ist optional? Wir liefern KMU eine Checkliste, welche Systeme sie auf jeden Fall in ihrer Systemlandschaft haben und worauf Sie bei der Auswahl der System-Architektur achten sollten.
Digitale Infrastrukturen sind nicht mehr nur das Ding großer Konzerne. Kleine und mittelständische Unternehmen investieren zunehmend in die digitale Systemlandschaft und Integration neuer Tools. Verschiedene Unternehmensaufgaben stehen dabei weit oben auf der Digitalisierungsagenda. Bei mehr als der Hälfte der KMU liegt die Priorität auf der Digitalisierung des Kontakts zu Kunden und Zulieferern, wie eine Umfrage zur Digitalisierung im deutschen Mittelstand zeigt. Aber auch die Verknüpfung zwischen der IT-Infrastruktur verschiedener Funktionsbereiche und digitale Marketing- und Vertriebskonzepte sind wichtige Digitalisierungspunkte für eine bessere Organisation und mehr Sicherheit in Unternehmen.
Herausforderung bei der Architektur der Systemlandschaft
KMU wollen – und müssen – ihre Prozesse mehr digitalisieren, um weiterhin erfolgreich zu bleiben. Informationen müssen verwertbarer werden, Kund:innen auf immer mehr Kanälen angesprochen werden. Hinzu kommt: Teams unterschiedlicher Abteilungen brauchen zunehmend Tools, die abteilungsübergreifend Daten verfügbar machen. Silo-Denken im jeweiligen Team schränkt die Nutzung von Big Data und damit die Schaffung einer optimalen Customer Experience für Kund:innen ein.
Die größte Herausforderung, gerade für KMU, ist es jedoch, die geeignete Systemlandschaft aufzubauen. Denn die Anforderungen sind groß: Vernetzung von Daten und verschiedenen Absatzkanälen, Berücksichtigung einer Vielzahl an Ausspielungskanälen, die Kompatibilität verschiedener Tools. Das sind nur einige wenige Aspekte. Darüber hinaus ist die Auswahl geeigneter Tools durch die Vielfalt von Anbietern zusätzlich erschwert. Und abgesehen davon, ist nicht jedes grundsätzlich mögliche Tool einer Systemlandschaft für KMU notwendig.
Damit KMU die passende Systemlandschaft für ihr Business zusammenstellen können, gibt es drei Säulen, die ihnen bei der Auswahl von Technologien und Software helfen. Denn die Systemlandschaft des Unternehmens muss drei Komponenten richtig miteinander verzahnen. Wir zeigen Ihnen, welche Komponenten das sind und welche notwendigen Technologien für Ihre Systemlandschaft sich daraus ergeben.
Menschen, Daten und Kanäle: Die drei Säulen des Tool Stacks
Damit Marketing Teams Kund:innen bestmöglich erreichen, heißt es, die Komponenten Mensch, Daten und relevante Touchpoints miteinander zu verknüpfen. Und zwar so, dass diese smart genutzt werden, um Kund:innen entlang der gesamten Customer Journey mit passgenauen Inhalten zu versorgen. Die Systemlandschaft sollte es Unternehmen ermöglichen:
- die mit Content bespielten Kanäle nach der Zielgruppe – dem Faktor „Mensch“ – auszurichten. Das macht heute eine gute Customer Experience aus: Kund:innen müssen sich nicht mehr nach den Content-Kanälen richten. Die relevanten Touchpoints werden von ihnen bestimmt. Unternehmen brauchen die Möglichkeit, Inhalte dann genau auf diesen Kanälen bereitzustellen.
- Daten und Kanäle miteinander nahtlos zu vernetzen. Ziel ist es, Big Data aus unterschiedlichen Tools und Systemen des Tech Stacks zusammenzuführen und zentral für alle relevanten Mitarbeiter:innen des Unternehmens zugänglich zu machen.
- Data-based Entscheidungen zu treffen. Erst wenn Daten flächendeckend im Unternehmen verfügbar gemacht werden, können Führungskräfte datenbasierte Maßnahmen ergreifen. So wird Marketing deutlich besser von soliden Grundlage aus umgesetzt.
Auf Basis dieser drei Säulen gilt es, die passenden Systeme und Tools in der Systemlandschaft zu definieren. Natürlich richten sich die benötigten Lösungen nach dem Business-Schwerpunkt und den Gegebenheiten in den jeweiligen KMU. Es gibt aber Technologien, ohne die kein KMU mehr auskommt, wenn das Marketing den heutigen Anforderungen gerecht werden soll.
Der optimale Technologie Stack für KMU – diese Tools und Systeme sollten Sie haben
Datenverwaltung
Der Aspekt der Datenverwaltung ist einer der wichtigsten für KMU. Wie gesagt: Informationen müssen so zentral wie möglich für alle Beteiligten zugänglich gemacht werden (Single Source of Truth). Daher sollten KMU für die Datenverwaltung vor allem folgende Systeme implementieren:
1. Master Data Management (MDM)
Über das MDM System können KMU alle relevanten Stammdaten zentral speichern und verwalten. Händische Verwaltung in verschiedenen Abteilungen, Dubletten, fehlende Informationen & Co. werden so vermieden.
2. Digital Asset Management (DAM)
In jedem Unternehmen gibt es unzählige Daten für digitale Inhalte auf Websites, in Onlineshops, etc. Ein Digital Asset Management System bündelt, speichert und verwaltet digitale Inhalte und Mediendateien. Auch diese Systeme fungieren als Single Source of Truth im Unternehmen. Der Vorteil eines DAM Systems gegenüber einem MAM (Media Asset Management): Es berücksichtigt deutlich mehr Dateiformate.
DAM Systeme – Leitfaden und Anbieter-Überblick
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Was genau macht ein DAM System aus? Wo liegen die Vorteile im Detail? Und was ist wichtig bei der Auswahl einer DAM Software? Unser Whitepaper liefert Ihnen einen detaillierten Überblick zu DAM Systemen – inklusive Leitfaden für die DAM Software Auswahl. Sie suchen bereits nach einem passenden DAM Anbieter? Unser Marktüberblick DAM Systeme liefert Ihnen einen Vergleich mehrerer Anbieter.
3. Product Information Management (PIM)
KMU, die im E-Commerce tätig sind, sollten auf jeden Fall auf ein PIM System für die zentrale Speicherung, Verwaltung und Ausspielung von Produktinformationen zurückgreifen. PIM Systeme erleichtern die einheitliche Ausgabe von Produktinformationen auf den unterschiedlichsten Kanälen. Mehr zum PIM System erfahren Sie in unserem Fokus-Beitrag.
PIM Systeme – Leitfaden und Anbieter-Überblick
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Für Unternehmen, die nach einem geeigneten PIM System für ihr Business suchen, liefert unser kostenloser PIM Software Leitfaden die wichtigsten Informationen zu Funktionen, Auswahl und Implementierung. Unser Marktüberblick vergleicht für Sie zudem 15 PIM Anbieter anhand von über 130 Kriterien.
Content-Ausspielung
Content Marketing ist essenzieller Bestandteil für alle Unternehmen. Entsprechend gehört ein Content Management System (CMS) zur wichtigsten Komponente des Technologie Stacks. Mit dem CMS verwalten KMU verschiedene Inhalte und Medien für die digitalen Touchpoints der Kund:innen. In unserem Marktüberblick werden haben wir 20 Enterprise Content Management Systeme miteinander verglichen. Sie brauchen Unterstützung bei der Auswahl. Unsere Checkliste zur CMS Auswahl liefert Ihnen wichtige Tipps.
Alles Headless? Die Ära von Headless CMS Lösungen
Verkauf und Information
1. E-Commerce-Shopsysteme
Ist Ihr Unternehmen im E-Commerce tätig, sollten Sie selbstredend ein maßgeschneidertes E-Commerce-Shopsystem für Ihren Onlineshop in Ihre Systemlandschaft integrieren. Eine geeignete Plattform automatisiert den kompletten Bestellprozess. Von der Suche Ihrer Kund:innen bis zum Checkout und dem Mail-Verkehr nach Bestelleingang. Worauf Sie bei Ihrem Onlineshop-Konzept und der Auswahl des E-Commerce-Systems achten sollten, haben wir in einer Checkliste für Sie detailliert zusammengefasst.
2. Intelligente Suchfunktion: (Enterprise) Search-Lösungen
Nichts ist nervenaufreibender, als eine ewig lange Suche nach Informationen auf einer Website oder in einem Onlineshop. Auch für KMU sind daher intelligente und inhaltsorientierte Suchfunktionen (Search) für Website und Onlineshop ein Muss. Sie unterstützen User:innen und Kund:innen dabei, schnell Gesuchtes zu finden.
Aber nicht nur User:innen und Kund:innen suchen nach Informationen. Selbiges gilt auch für Mitarbeiter:innen im Intranet. Daher sollten KMU genauso wie große Konzerne eine intelligente, inhaltsorientierte Suchfunktion ebenso im Intranet implementieren (Enterprise Search).
Kundenkontakt
1. Customer Relationship Management (CRM) Systeme
Alternativlos für einen reibungslosen, digitalen Kundenkontakt sind Customer Relationship Management (CRM) Systeme. CRM Systeme unterstützen KMU dabei, den Kundenkontakt nahtlos und zentral zu dokumentieren, Umsätze zu prognostizieren und die Kundenbindung insgesamt zu stärken. Warum auch KMU ein CRM System in ihren Tech Stack einbinden sollten, erfahren Sie in unserem Whitepaper „CRM Software in der Praxis„. Darüber hinaus bieten wir Ihnen eine Übersicht von 20 Enterprise CRM Systemen in unserem CRM Vergleich.
2. Newsletter-Tool für den regelmäßigen Mail-Kontakt
Der Newsletter sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Er ist Türöffner für den Vertrieb und stellt regelmäßig Kontakt zum Kunden her. Gerade für KMU können Newsletter daher einen entscheidenden Unterschied machen, da der Kundenstamm meist kleiner und exklusiver ist. Unternehmen sollten also unbedingt ein geeignetes Newsletter-Tool für die Kundenansprache verwenden. Im besten Fall umfasst das Newsletter-Tool Planung, Steuerung, Erstellung und Datenverwaltung in einer Umgebung. Top ist es, wenn das Newsletter-Tool sich zudem direkt mit dem CRM System verknüpfen lässt.
Ressourcenplanung
Ressourcen über Enterprise Resource Planning (ERP)-Systeme sind ebenfalls für KMU relevant. Sie helfen dabei, alle vorhandenen Ressourcen im Unternehmen im Blick zu halten. Seien es personelle Ressourcen oder Betriebsmittel, Materialien, etc.
3 Tipps für die Auswahl der Tools und Systeme
Für KMU sind es somit – sofern auch im E-Commerce tätig – neun wichtige Technologien im Tech Stach, die in die Systemlandschaft eingebettet werden sollten. Doch wie lassen sich diese Systeme am besten bei der Vielzahl der Anbieter auswählen. Neben unseren Marktüberblicken können Ihnen diese 3 Tipps dabei helfen, Ihren Technologie Stack zukunftsfähig aufzubauen:
1. Anforderungen Ihres Unternehmens an die einzelnen Tools
Es klingt banal, auf einen Anforderungskatalog zu pochen. Doch allzu oft werden Komplett-Lösungen implementiert, von deren Funktionen am Ende tatsächlich nur ein Bruchteil benötigt wird. Unser Tipp daher: Halten sie detailliert fest, welchen Funktionsumfang und welche Eigenschaften ein System konkret für Ihr Unternehmen haben muss. Soll es zum Beispiel sehr flexibel sein, sodass eigene Entwickler Anpassungen vornehmen können? Brauchen Sie wirklich 10 Sprachen, die das CMS oder PIM System abdecken muss oder reichen beispielsweise Deutsch und Englisch aus?
2. Kompatibilität zwischen einzelnen System-Komponenten
In vielen Bereichen wird der Best-of-Breed-Ansatz immer wichtiger. Damit muss aber auch die Kompatibilität der einzelnen Tools in der Systemlandschaft gewährleistet werden. Gerade hier sollten Sie daher besonders Ihr Augenmerk drauf richten. Wir sagten es bereits: Vernetzte Daten sind die Zukunft – auch für KMU. Schauen Sie daher, dass Ihre Systeme miteinander harmonieren. Wenn Sie eigene Entwickler haben, können diese meist Schnittstellen (APIs) zusätzlich schaffen, sofern die Lösungen eine offene Systemstruktur aufweisen. Holen Sie sich wenn nötig andernfalls frühzeitig Experten für Programmiersprachen hinzu und klären gemeinsam, ob und wie sich die einzelnen Systeme harmonisieren lassen, bevor Sie einzelne Tools wahllos auswählen.
Vernetzung: Auf dem Weg zur Digital Experience Platform
Quelle: Pixabay
Wie wichtig vernetzte Technologien in der Systemlandschaft sind, zeigt die Entwicklung hin zur Digital Experience Platform (DXP). Damit Kund:innen weiterhin eine exzellente Customer Experience machen, wird die DXP künftig an Bedeutung gewinnen. Sie vereint (Mar)Tech-Systeme auf einer Plattform, macht Daten zentral nutzbar und schafft damit die Grundlage für eine im höchsten Maße individuelle Customer Journey. Unser Gastbeitrag warum sich eine DXP lohnt und wie Sie eine solche aufbauen.
3. Tools auch mitarbeiterorientiert auswählen
Ihnen bringen weder Systeme etwas, die sich nicht richtig miteinander vernetzen lassen, noch Tools, die Ihre Mitarbeiter:innen nicht richtig nutzen können. Beziehen Sie daher relevante Mitarbeiter:innen bzw. Abteilungsleiter:innen in die Auswahl der Tools mit ein. Das Change Management nimmt einen erheblichen Einfluss auf die erfolgreiche Digitalisierung Ihres Unternehmens.
Fazit
Der richtige Technologie Stack hängt natürlich immer vom jeweiligen KMU ab. Gerade, was die Spezifikationen der einzelnen Lösungen und Tools anbelangt. Allerdings sollten KMU, die die Digitalisierung ihres Business ernsthaft vorantreiben wollen, die genannten Tech Stack-Komponenten berücksichtigen. Denn sie bilden das Grundgerüst für ein solides und digital zukunftsfähiges Geschäft.
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